Nachher ist man immer klüger

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Der Dezember 2015 war „hier im Westen“ bisher durchgehend sehr mild. Das liegt nicht am Klimawandel, sondern an der beständigen Großwetterlage.

Die Völker sitzen relativ locker. Da und dort haben Völker wieder mit dem Brüten angefangen oder auch nicht aufgehört. Die angelegten Brutnester sind sehr klein.

Der relativ beste Zeitraum für eine Träufelbehandlung mit Oxalsäure lag vor Mitte Dezember. Wer diesen Zeitraum versäumt hat, sollte bis zum Jahreswechsel warten. Dann soll es laut Wetterprognose (Abb. 1) auch hier im Westen wieder etwas kühler werden.
Ob und wie behandeln? Da wäre zu berücksichtigen:

1. Der natürliche Milbenabfall. Er wird erfasst über einen Zeitraum von 7-10 Tagen. Wenn er unter 1 Milbe/Tag liegt kann auf eine Restentmilbung verzichtet werden.

2. Bei einer Träufelbehandlung mit Oxalsäure sollten die Bienen möglichst eng sitzen. Der enge Sitz ist wichtiger als absolute Brutfreiheit. Das Aufritzen von Brut sorgt für eine länger anhaltende erhöhte Wärmeproduktion. Die so misshandelten Völker brüten weiter und sitzen auf Dauer lockerer als vor dem Eingriff, bei dem auch gesunde Brut zerstört wird und, wenn keine „Gefahr im Verzug“ ist, meist mehr gesunde Brut als kranke, befallene Brut. Außerdem besteht das Risiko des Königinverlustes. Die Königin hält sich meistens auf einer Wabe mit Brut auf, deren Bienen vor dem Aufritzen abgeschüttelt oder abgefegt werden. Und mit ihnen die Königin, wenn man sie vorher nicht umsetzt.

3. Eine Sprühbehandlung mit Milchsäure sollte eher bei Flugwetter durchgeführt werden. Auch sie ist mit Stress für Tier und Tierhalter verbunden. Deshalb sollte sie nur zur Anwendung kommen, wenn „Gefahr im Verzug“ ist.

4. Erheblich bienenverträglicher wäre das Bedampfen der Völker mit Oxalsäure. Doch ist diese Methode, von der es aufwändige und weniger aufwändige Varianten gibt, in Deutschland nicht zugelassen.

Egal was man macht oder nicht macht, wichtig ist „Milben zählen“. Dann kann das Behandlungsergebnis mit dem vorher ermittelten natürlichen Milbenfall verglichen werden. Wer auch den Milbenfall vor und nach den im Spätsommer/Herbst/Spätherbst durchgeführten Behandlungen erfasst hat, kann den Wirkungsgrad dieser Behandlungen bewerten und die Befallsentwicklung in seinen Völkern 2015 beschreiben.  Und in 2016 versuchen, es  besser zu machen.

In 2015 sind einige „Sonderfälle“ aufgetreten, über die nach der Auswinterung zu berichten wäre und die dafür sorgen werden, dass auch im kommenden Jahr  an der „Varroafront“ keine Langeweile aufkommen wird.  Es besteht Aussicht, dass die alljährlich im Spätsommer/Herbst notwendige Varroabekämpfung in 2016 mit weniger Hektik verbunden sein wird als in 2015.

Einen „Guten Rutsch“ wünscht Dr. Gerhard Liebig aus Bochum.

Eine Meldung zum Schluss:

Der Vertreiber der „Bienensauna“, die  Apisystems GmbH, hat in dem von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. ausgeschriebenen Wettbewerb „Next Economy Awards“ den Siegerpreis in der Kategorie „Food“ gewonnen. Näheres ist nachzulesen unter https://www.nachhaltigkeitspreis.de/.

Drei Klicks weiter wird der Besucher der Website kurz und bündig aufgeklärt:

„Das Problem: Weltweit werden Bienenvölker von der Varroamilbe befallen. Sie gilt als ein Hauptverursacher des massenhaften Bienensterbens. Die herkömmliche Bekämpfung der Varroamilbe mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Im Gegenteil. Sie schädigt die Bienen zusätzlich.


Die Lösung: Wir nutzen eine uralte Behandlungsmethode — die Wärme. Unsere Bienensauna können Imker ohne  großen Aufwand oder hohe Kosten einsetzen. Die Biene „schwitzt“ sich gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt.
Das Ergebnis: gesunde, vitale Bienenvölker.“

Mit zwei weiteren Klicks findet man auf der Website der Bienensauna die unten stehende Tabelle, in der Aufwand und Kosten beschrieben sind. Womit hat der Preisträger die Jury überzeugt?

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Abb.1. Der Temperaturverlauf am Waagstockvolk des Lehrbienenzentrums Witten im Dezember 2015 und die Vorhersage für Witten (http://www.wetter.net/1680/Witten), Stand 24.12. 10 Uhr.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.