Die Spätsommerpflege steht an

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In Kürze:

  • Der Sommerhonig ist geerntet.
  • Es herrscht wenig Tracht. Am Bienenstand besteht Räubereigefahr.
  • Die Jungvölker wachsen noch und werden immer wieder gefüttert.
  • Der Varroabefall scheint allgemein sehr niedrig zu sein.

Ergebnisse der Umfrage nach dem natürlichen Milbenabfall

An der Umfrage haben sich 32 Imker mit 36 Bienenständen überwiegend aus dem Westen Deutschlands beteiligt. An den dort aufgestellten Völkern wurde zwischen Mitte und Ende Juli eine meist 3-5tägige Gemülldiagnose durchgeführt. Bei den 146 untersuchten Altvölkern lag der natürliche Milbenabfall zwischen 0 und 41 Milben/Tag und im Durchschnitt bei 2,1 Milben/Tag. Bei den 78 untersuchten Jungvölkern wurden zwischen 0 und 8 Milben/Tag und im Durchschnitt 0,6 Milben/Tag gezählt.

Bei knapp zwei Drittel der Jungvölker und knapp einem Drittel der Altvölker wurden im Juli bei der Gemülldiagnose (noch) keine Milben entdeckt.

Bei 8 Altvölkern bzw. lag der natürliche Milbenabfall über 10 Milben/Tag.

Natürlicher Milbenabfall gemessen bei 32 Imkern.

Natürlicher Milbenabfall gemessen bei 32 Imkern.

Zwei dieser Völker stehen an einem Bienenstand, an dem im Frühwinter 2012 keine Restentmilbung durchgeführt wurde. Dort steht auch das Volk mit dem Maximalwert von 41 Milben/Tag. Der natürliche Milbenabfall der anderen Altvölker des Standes lag im Zeitraum 17.7.-22.7. zwischen 0,2 und 13 Milben/Tag und im Durchschnitt bei 5 Milben/Tag.

Einige Jungvölker mit einem relativ hohen natürlichen Milbenabfall waren im Mai/Juni im brutfreien Zustand nicht gegen die Varroamilbe behandelt worden.

Bei den Jungvölkern, bei denen der natürliche Milbenfall  unter 1 Milbe/Tag liegt bzw. 1 Milbe/Tag nicht deutlich überschreitet, steht eine Varroabehandlung mit Ameisensäure erst nach der Auffütterung an.

Die Jungvölker besetzen zurzeit 5-8 Waben. Sie sind noch am Wachsen – sowohl ihr Brutumfang als auch ihre Bienenzahl – und werden ab Mitte/Ende August eine Zarge füllen. Ab dann werden ihre Brutnester schrumpfen und Platz frei für das Winterfutter. Deshalb erhalten die Jungvölker ihr Winterfutter erst Ende August und in drei oder zwei Portionen. Bis dahin erhalten sie eine „Pflegefütterung“ und werden rechtzeitig mit Mittelwänden erweitert. Ihre Varroabehandlung (mit Ameisensäure) steht erst nach der Auffütterung im September an. Nur wenn Gefahr im Verzug wäre werden sie vorher behandelt. Deshalb wird ihr Varroabefall ab und zu durch eine Gemülldiagnose überwacht. Windel einschieben, nach drei Tagen ziehen und Milben zählen….

Bei den Altvölkern, die nicht nach dem „TuB-Konzept“ behandelt wurden bzw. werden, wird die Spätsommerpflege nach dem „A+plus-Konzept“ durchgeführt. Man beginnt damit erst nach Mitte August. Die Brutnester der Altvölker schrumpfen im Spätsommer, von ungefähr 30-40 Tausend Ende Juli bis auf 5-10 Tausend Brutzellen Mitte September. Dabei rückt das Brutnest nach oben. Die untere Brutraumzarge ist ab Mitte August in der Regel brutfrei. Dann (erst) kann sie mit den älteren Waben entfernt werden. Wer das jedes Jahr macht, hat im Brutraum keine Waben, die älter als zwei Jahre werden. Diese Wabenhygiene beugt Brutkrankheiten vor.  Einfaches Vorbeugen ist besser als aufwändiges Sanieren! Voraussetzungen sind

  • der zweigeteilte Brutraum,
  • gleiches Rähmchenmaß im Honigraum wie im Brutraum und
  • das Führen der Völker mit Absperrgitter von April bis zur Sommerhonigernte.

Die vier Schritte des „A+plus-Konzeptes“ sind:

  1. Einengen der Altvölker auf zwei Zargen (nach Mitte August).
  2. Erste Behandlung mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe noch im August bei sommerlichen [!] Temperaturen.
  3. Auffütterung (erst nach erfolgreicher Ameisensäurebehandlung)
  4. Zweite Behandlung mit Ameisensäure im September.

Der erste Schritt wird in einem Video auf dieser Website vorgestellt. Die Ameisensäurebehandlung ist auch in dem Video „Ameisensäure abfüllen“ zu sehen.

Der nächste Newsletter erscheint gegen Ende August und informiert auch über den Varroa-Abfall nach Ameisensäurebehandlung.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.