Eine „Eiszeit“ steht vor der Tür

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Die zweite Februardekade soll kühler werden als die erste und in der dritten könnte es eisig kalt werden, wenn die klirrende Kälte, die sich zurzeit im Osten Nordamerikas ausbreitet, über den Atlantik nach Europa kommt. [siehe: http://www.dwd.de/DE/Home/home_node.html]

Unabhängig davon wie sich bei uns („hier im Westen“) der Februar verabschiedet und der März beginnt, vielleicht ähnlich wie 2013, wird der Winter 2015/16 als sehr mild in die Statistik eingehen.

Den Bienenvölkern hat dieser milde Winter nicht geschadet, auch wenn das in den Medien wiederholt anders dargestellt wurde. Diese Berichte haben wieder einmal erkennen lassen, dass manche „Experten“ nicht wirklich wissen wie Bienenvölker überwintern.

Bienenvölker überstehen jeden Winter, wenn sie ausreichend stark und mit genügend Futtervorrat versehen eingewintert wurden. Während der Überwinterung verlieren Bienenvölker im Durchschnitt etwa 30% ihrer Bienen. In milden Wintern liegt dieser Bienenabgang etwas niedriger als in kalten Wintern. In milden Wintern und bei gesunden Völkern gehen die meisten dieser Bienen fliegend ab. In kalten Wintern und bei kranken Völkern sammelt sich ein Großteil des Bienenabgangs als Totenfall im Unterboden an. Der seit 1989/90 an über 4000 Völkern durchgeführte Vergleich der Auswinterungsstärke Anfang März mit der Einwinterungsstärke Ende Oktober lässt erkennen, dass es pro Wintertag durchschnittlich 10 bis 30 Bienen sind, die die Bienentraube eines gesunden Volkes verlassen.

Der „Bee-Counter“ des Online gestellten „HOBOS-Volkes“ in Bad Schwartau erfasste im Zeitraum 1.Dezember 2015 bis 12. Februar 2016 einen Bienenabgang von über 9000 Bienen. Am 26.Dezember betrug das Minus von Aus- und Einflug 1400, am 15. Januar 4000, am 31. Januar 2000 und am 7. Februar 1800. [Wer will kann nachzählen: http://www.hobos.de/de/lehrer-schueler-eltern/hobos-live/messwerte/schwartauer-werke.html] Offensichtlich liegt ein Versagen der HOBOS-Technik vor, nachweislich auch (und nicht nur!) während der Schwarmabgänge und der „Sonnenstürme“ 2011-2015.

Die Vertreiber der Bienensauna berichten zwar immer wieder über den seit August 2015 laufenden Feldversuch, an dem angeblich etwa 250 Bienensauna-Besitzer teilnehmen, allerdings fehlen jegliche Informationen über die Wirkung der im Spätsommer/Herbst durchgeführten Wärmebehandlungen. Auf der Website www.bienensauna.de sind lediglich allgemeine nichtssagende Aussagen veröffentlicht, aus denen eher abzuleiten ist, dass die im Spätsommer/Herbst mit der Bienensauna durchgeführten Wärmebehandlung die versprochene Abtötung von mehr als 80% der Varroamilben nicht erreicht wurde. Außerdem traten wohl Probleme bei der Herbstbehandlung von Völkern mit vollen Futterwaben auf.

Die Vertreiber der Bienensauna setzen jetzt auf die Frühjahrsbehandlung, bei der ein verbessertes Programm zur Anwendung kommen soll, mit der neben der Milbendezimierung auch stärkere Völker und mehr Honig versprochen werden. Eine Behandlung über 3-4 Stunden soll eine Langzeitwirkung haben?

Was ohne „High-Tech“ zu tun ist

1. Gewichtskontrolle: Hat das Volk noch genügend Futter? Dazu wird das Volk einfach von hinten angehoben. Wer sich nicht auf das so „gefühlte“ Gewicht verlassen bzw. es genauer wissen will, deckt das Volk ab und inspiziert die vom Volk besetzten Wabengassen. Es ist noch (!) keine Gefahr im Verzug, wenn über bzw. hinter dem Bienensitz verdeckeltes Futter zu erkennen ist.

2. Fluglochkontrolle: Wie viel Totenfall liegt hinter dem Mäusegitter? Wenn am Mäusegitter viel Totenfall liegt, dann lohnt bei der Gewichtskontrolle ein Blick in den Gitterboden: Dazu wird die Zarge vom Gitterboden gelöst und leicht angekippt. Bei dieser Gelegenheit kann auch von unten die Anzahl der von der Bienentraube besetzten Wabengassen festgestellt werden.

3. Immer ein Auge für die Natur: Die Haselblüte ist vorbei. Schneeglöckchen und Krokusse sind am Blühen. Die Salweiden zeigen noch keine Blüten-Entwicklung. Das wird sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern. So bleibt uns (wie jedes Jahr im Februar) nichts anderes als auf den März zu warten.

Die Bienenvölker tun es auch. Sie orientieren sich in ihrem Verhalten an den Nacht-Temperaturen. Sie saßen und sitzen auch tagsüber in der Wintertraube und brüten dort nur auf „Sparflamme“, ausschließlich im Zentrum der Wintertraube. Deshalb liegt ihr Futterverbrauch gleichbleibend niedrig. Ein normalstarkes Volk verbraucht zurzeit etwa 1 kg Futter pro Woche.

Eine Ausdehnung des Brutnestes wird erst stattfinden, wenn die Völker während der Salweidenblüte viel Pollen eintragen und ihren Pollenvorrat auffüllen können. Dann wird auch der Futterverbrauch ansteigen.

Der nächste Newsletter erscheint während der Salweidenblüte.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.