(Fast) Alles in Schwung

Kirschblüte im März.

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In Kürze:

  • Der März endet frühlingshaft. Der April soll frühlingshaft beginnen.
  • Die Salweidenblüte ist  vorbei. Die Blüte von (Süß-)Kirsche und Ahorn hat begonnen.
  • Demnächst oder auch möglichst bald Honigräume aufsetzen und Baurahmen einhängen.
  • Für die Erweiterung gilt: Es gibt kein „Zu früh“, sondern nur ein „Zu spät“.
  • Bei noch schwachen Völkern darf wie im Vorjahr getrickst werden.
  • Wenn noch nicht geschehen: Mäusegitter entfernen.

Seit Mitte Februar war es hier im Ruhrgebiet tagsüber häufig so warm, dass die Bienen fliegen und Pollen und Wasser eintragen konnten. Die Brutnester sind stetig gewachsen. Seit der zweiten Märzdekade schlüpfen Bienen in steigender Anzahl. Die Völker wachsen, die schwachen langsamer, die starken schneller. Mehr Bienen bedingen mehr Brut und mehr Brut führt zu mehr Bienen.

Diese Gleichungen gehen nur auf, wenn es nicht an Nahrung mangelt. Wasser gibt es immer genug. Auch Pollen bietet die Natur zurzeit im steigenden Umfang an. Bei Flugwetter wird er vermehrt eingetragen, aber noch wenig  Nektar bzw. weniger Nektar als die Völker verbrauchen. Die Völker werden vielerorts zurzeit täglich um 100-300 Gramm leichter. Deshalb gilt es nach wie vor auf die Futterversorgung zu achten. Siehe Newsletter vom  6. März 2017. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Was ist am Bienenstand zu tun?

Zwei-Zargen-Völker erhalten während der Kirschblüte den Honigraum über Absperrgitter und gleichzeitig einen Baurahmen, der in die obere Brutraumzarge an Position 2 oder 9 (bei 10 Waben-Zargen) gehängt wird. Dazu wird eine Randwabe entnommen.

Wenn im oberen Raum noch weitere Randwaben viel Winterfutter enthalten und keine Brut und keinen frisch eingetragenen Pollen, werden auch diese entnommen und gegen Mittelwände ausgetauscht. In der Regel braucht man nur eine oder zwei. Diese Mittelwände werden ins obere Brutnest gehängt; und zwar jede zwischen zwei Brutwaben. Das gewährleistet ihren raschen Ausbau und rasche Bestiftung.  So wird das Brutnest oben in die Breite gezogen; dann wird der Honigraum besser angenommen.

Jungvölker, die immer noch auf einer Zarge sitzen, weil sie schwach aus dem Winter gekommen sind, können ihre erste Erweiterungszarge über Absperrgitter (und damit als Honigraum) erhalten. Zuvor wird in der Überwinterungszarge eine Randwabe gegen den Baurahmen ausgetauscht. Der Baurahmen kommt an den Rand des Brutnestes entweder in Position 2 oder 9. Etwa 1-3 Wochen nach dieser ersten Erweiterung werden diese Jungvölker ein zweites Mal und dann „nach unten“ erweitert, und zwar bevor sie beginnen, den Gitterboden mit Wildbau zu füllen.

Ein erster Rückblick auf die Auswinterung

Auch in 2017 werden die Vortragsveranstaltungen im Frühjahr für eine Umfrage genutzt, bei der die Teilnehmer nach der Anzahl der eingewinterten und ausgewinterten Völker gefragt werden.  Die Angaben sind freiwillig und bleiben anonym.

Diese Umfrage wird seit 2012 durchgeführt. Wie jedes Jahr schwankt auch in 2017 die Verlustquote zwischen Null und 100 Prozent (Abb. 1 und 2). In 2017 liegen die Winterverluste etwas höher als im Vorjahr (Abb. 3).

Bei der Frage nach der Ursache von Völkerverlusten müssen die Umstände jedes Einzelfalles hinterfragt werden. Vielfach wurden stark verkotete Waben beklagt, sowohl bei verstorbenen Völkern als auch bei Völkern, die sehr schwach ausgewintert wurden.

Folgende Sachverhalte müssen bedacht werden:

  • Einwinterungsstärke: Vielleicht wurden die betroffenen Völker  zu schwach eingewintert. Davon waren in 2016 besonders Jungvölker betroffen.
  • Trachtsituation im Herbst: Im September hat es weit verbreitet gut gehonigt. Außer Nektartracht (vor allem vom Indischen Springkraut) wurde da und dort auch Honigtau eingetragen; mancherorts so viel, dass auf die sonst übliche Auffütterung hat verzichtet werden können. Bei Verzehr von mineralstoffreichem Honigtauhonig füllen sich die Kotblasen rascher….
  • Es könnte auch sein, dass die während der Spätsommer- und Herbsttracht durchgeführten Ameisensäurebehandlungen  zu schlecht gewirkt haben; denn offenes Futter zieht Ameisensäure an und nimmt ihr (auch bei guter Verdunstung) die Wirkung ….

Als primäre Ursache für die Winterverluste ausgeschlossen werden können der relativ kalte Winter 2016/17 (er hat lediglich dafür gesorgt, dass die Völker etwas schwächer ausgewintert haben als sonst)  und die Nutzung später Pollentrachten wie von Senf und Efeu. Polleneintrag im Herbst kostet keine Bienen!

Abb. 1. Die Einzelergebnisse der Umfrage über die  im Winter 2016/17 aufgetretenen Völkerverluste. Die Umfrage wird im April abgeschlossen.

Abb. 2. Die Einteilung der Imker in Verlustklassen erlaubt einen Vergleich der Veranstaltungen nach Datum und Ort bzw. Region.

Abb. 3. Die Völkerverluste der letzten 5 Winter im Vergleich. Im relativ kalten Winter 2016/17 liegen sie mit durchschnittlich 16% doppelt so hoch wie im besonders milden Winter 2015/16. Auch für die „verlustreichen“ Winter gilt, dass die Hälfte der Imker keine oder nur wenige Völker verloren haben! Völkerverluste sind daher eher auf individuelle Fehler zurückzuführen als auf die Umwelt.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.

7 Kommentare zu "(Fast) Alles in Schwung"

  1. Hallo Herr Dr. Liebig,

    wann wird ihr März Film der Völkerkontrolle, wie im Video „Sie leben noch – Völkerkontrolle am 31. Januar 2017“ angekündigt, veröffentlicht?

  2. Hallo,

    ich hatte, wie von Pia beschrieben alle Völker mit Beginn der Salweidenblüte auf zwei Zargen erweitert, muss jedoch feststellen, dass zwei Jungvölker oben auf drei Rahmen nur Honig einlagern. Trotzdem oben erweitern mit Honigraum, oder den oberen Brutraum nach unten und oben mit Honigraum erweitern?

    MFG
    A. Bandelow

    • Hallo,

      Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Erweiterung nach unten nicht immer funktioniert. In Ihrem Fall würde ich ausschließlich nach oben erweitern.

      Viele Grüße und gutes Gelingen

  3. Liebe Herr Liebig,

    wir haben seit letztem Juni ein Jungvolk von Pia, das sehr stark aus dem Winter gekommen ist und stetig wächst. Vor einer Woche haben wir ca 16000 Bienen gezählt, das erschien uns viel. Die Beschäftigungsstrategie mit dem 2. Raum zu Saalweidenblüte ist aufgegangen, aber leider ignorieren die Damen seit 12 Tagen stramm den Honigraum obwohl wir eine Mittelwand in den Brutraum eingefügt haben. Nur ca. 20-30 kleine Bienen krabbeln verloren an der Unterseite der Mittelwände des Honigraums herum. Wabenaufbau erfolgt gar nicht. Stattdessen werden Weiselzellen (oder Spielnäpfchen???) gebaut.
    Was können wir tun, um die Bienen dazu zu bewegen den Honigraum doch noch anzunehmen. Und gibt es eigentlich Völker, die für das Gitter zu groß sind?

    In der Hoffnung auf Antwort vor dem Schwärmen,
    Dinah Heue

    • Hallo,

      die Bienen nehmen den Honigraum nur zögerlich an, wenn sie eine zu große Futterkappe überwinden müssen. Offenbar hat in Ihrem Fall das Ausdehnen des Brutnests mit einer Mittelwand nicht ausgereicht. Ich geben meinen starken Völkern immer zwei Mittelwände und den Baurahmen. Es muss allerdings zu jederzeit gewährleistet sein, dass die vorhandene Bienenmasse auch die Lücken im Brutnest kompensieren können. Ansonsten droht die näher an den Rand geschobene Brut zu erkalten. Ein zusätzlicher Impuls für die Bienen nach oben zu wandern und den Honigraum anzunehmen sind bereits ausgebaute unbebrütete Waben aus dem Vorjahr. Am allerbesten sogar honigfeucht. Ich hänge hierzu immer drei bis vier solcher Waben in den frisch gegebenen Honigraum und fülle den Rest mit Mittelwänden auf.

      Viel Erfolg

  4. Wie un wo kann man die Antworten auf die gestellten Fragen finden ?

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