Die Völker sind brutfrei

Oxalsäure träufeln im Winter

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Der November war  ab der Monatsmitte fast zwei Wochen lang frostig kalt und verabschiedete sich sehr mild. So begann auch der Dezember (Abb. 1).  Anfang dieser Woche wurde es kälter und nachts frostig-kalt. So soll es auch bleiben. Laut aktueller Wetterprognose bestehen Aussichten auf  „weiße Weihnachten“.

Bei der seit Anfang dieser Woche an vielen Bienenständen durchgeführten Völkerkontrolle saßen die Bienenvölker in der Wintertraube. Völker mit ein paar verdeckelten Brutzellen wurden nur am Montag ab und zu entdeckt, vorgestern (Mi) und gestern (Do) nicht mehr. Offensichtlich sind die Völker  brutfrei, was mit der wissenschaftlich fundierten Theorie übereinstimmt.

In der frostig-kalten Periode mit Nachtfrösten, die in 2018 von Mitte November bis Ende November dauerte (Abb. 1), haben die damals noch brütenden  Völker offensichtlich das Brüten eingestellt.  Drei Wochen später sollten sie dann brutfrei sein, wenn das milde Intermezzo Anfang Dezember sie nicht veranlasst hat wieder zu brüten. Das scheint nach den in dieser Woche erhobenen Stichproben nicht der Fall zu sein. Damit kann man davon ausgehen, dass weit verbreitet seit dem 10. Dezember allgemeine „Brutfreiheit“ herrscht.

Wenn die Wetterprognose zutrifft, bleibt es die nächsten Tage nachts frostig-kalt  … und die Völker  bleiben vorerst brutfrei.

Diese Zeit kann für die sogenannte „Restentmilbung“ genutzt werden.  Am besten wartet man die weitere Wetterentwicklung ab und achtet auf die Wetterprognose. Falls der Wetterbericht ansteigende Temperaturen vorhersagt,wird die „Träufelbehandlung“ mit Oxalsäure durchgeführt, bevor es mild wird.Wenn es durchgehend kühl werden und bleiben sollte, kann man bis kurz vor Weihnachten warten. 

Abb. 1. Der Verlauf der nächtlichen Tiefsttemperatur in Essen kopiert am 13. Dezember von der Website https://www.wetteronline.de/wetterdaten/bochum

Worauf zu achten ist

Es ist empfehlenswert, vor und nach der Behandlung eine Gemülldiagnose durchzuführen. Vor der Behandlung gibt sie Auskunft darüber, wie stark ein Bienenvolk von der Varroamilbe befallen ist, wo es sitzt und wie viele Wabengassen es besetzt. Dazu sollte die Windel im Winter mindestens (4-)7 Tage einliegen.

Der durch die Oxalsäurebehandlung ausgelöste Milbenfall hält bis zu 4 Wochen an. Sein Maximum tritt zwischen dem 2. und 4. Tag nach der Behandlung auf. Etwa 80% der bekämpften Milben fallen innerhalb einer Woche. Dieser Zeitraum genügt, um den Behandlungserfolg der „Restentmilbung“ zu beurteilen. Danach werden die Windeln gezogen und die Völker über offenem Gitterboden geführt. Die Windeln werden erst wieder im Sommer gebraucht, um den natürlichen Milben(ab)fall zu erfassen. 

Wie die Behandlung durchgeführt wird ist auch im Film „Die Restentmilbung mit Oxalsäure“ zu sehen:

50 ml der nach Gebrauchsanleitung hergestellten Oxalsäure-Lösung  werden mit einer Spritze aufgezogen und mit feinem Strahl in die von Bienen dicht besetzten Wabengassen gespritzt. Je nach Stärke wird ein Volk mit 30-50 ml behandelt. Starke Völker, die bei Frost in 6 oder 7 Wabengassen sitzen, erhalten 50 ml. Völker, die nur in 3-5 Wabengassen sitzen, erhalten 30 ml Lösung. Beim Einbringen dieser Mengen fährt man die besetzten Waben mit der Spritze zweimal ab.

Wenn man unmittelbar vor der Behandlung eine saubere Windel eingeschoben hat kann man sofort nach der Behandlung auf der Windel überprüfen, ob und wo man Lösung „daneben gespritzt“ hat. Beim nächsten Volk besser machen…. 

Die Behandlung wird nicht wiederholt! Auch dann nicht, wenn sie einen sehr hohen Milben-Abfall von vielen hundert und mehr Milben auslöst. In solchen Fällen muss das Behandlungskonzept im Spätsommer/Herbst überdacht und korrigiert werden.

Wenn der natürliche Milbenfall im Dezember unter 0,5 Milben pro Tag liegt, kann auf die „Restentmilbung“ verzichtet werden. Diese Einschätzung wurde bisher immer wieder bestätigt, wenn der Milbenfall nach der „Restentmilbung“ mit dem Varroabefall der Völker im folgenden Spätsommer/Herbst verglichen wird. Die Völker ohne „Restentmilbung“ sind im folgenden Spätsommer im Durchschnitt nicht stärker von der Varroamilbe befallen, wenn bei ihnen der natürliche Milbenfall im Dezember unter 0,5 Milben/Tag gelegen hat. Das wird auch für 2018/19 im Rahmen der laufenden Feldstudie überprüft.

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Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.

6 Kommentare zu "Die Völker sind brutfrei"

  1. Hallo Gerhard,
    Danke für all deine interessanten Beiträge … Wer beobachtet weiss Bescheid .
    eine schöne Vorweihachtszeit , schöne Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr.
    Mit imkerlichem Gruß
    Volker Radig aus Pößneck
    PS. Wann kommt die 4. Auflage ,ich habe bei den Neuimkern dein Buch stark beworben und nun kann es keiner kaufen, ist doch schade.

  2. Könnte man bei zu vielen restlichen nach oxal.behandlung auch nach ein paar Wochen Milchsäure nachlegen-wenn es milder werden würde?als notbehandlung?

  3. GutenTag Dr.Liebig
    Perfekte Anleitung● Quadratisch praktisch Gut●
    Die Bienen sind jetzt in einer Kugel!
    Die Erde ist eine Kugel & Dr.Liebig’s sind Ne Kugel●
    MfG

  4. Sehr gehrter Herr Dr. Liebig,
    Ihre monatlichen Beiträge sind für mich als Neuimker sehr hilfreich. Bei unserer letzten Imkerversammlung war der Oxalsäureeinsatz Thema Nr.1. Von mehreren Kollegen wurde dieses Jahr zur Milbenbekämpfung ein Ox Vernebler 2.0 einesetzt. Gibt es zu dieser Methode Erfahrungen oder Hinweise?

    Freundlichen Grüßen
    Reinhard Bätz aus Sonneberg

    • Hallo,

      bin jetzt nicht Dr. Liebig, aber die Antwort zu ihrer Frage ist einfach: Das verdampfen von Oxalsäure ist in Deutschland nicht zugelassen!

      Grüße A.K.

  5. Hallo Herr Kratzer,
    danke für ihre Information. Nur wird durch diese Methode die Oxalsäure nicht heiß verdampft, sondern durch Hochfrequenz-Schwingungen in einen mikrofeinen kalten Nebel umgewandelt, der sich gleichmäßig im gesamten Stock ausbreitet.

    MfG
    Reinhard Bätz

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