Sommertraum 2015?

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In Kürze:

  • Die Sommertracht hat vor der Lindenblüte begonnen.
  • Der Varroabefall der Völker liegt noch sehr niedrig.
  • Bei den Anfang Mai gebildeten Jungvölkern steht die erste Brut vor dem Schlupf.
  • Die Schwarmzeit geht dem Ende entgegen. Schwarmkontrollen nicht zu früh einstellen!

Wetter und Tracht

In 2015 folgt dem fast durchgehend relativ kühlen Mai ein wechselwarmer Juni. Das Waagstockvolk am Lehrbienenzentrum Hohenstein nahm bzw. nimmt nur an den besonders warmen Tagen deutlich an Gewicht zu. Anderswo in NRW honigt es besser als am Hohenstein. Bei den nachmittags oder abends durchgeführten Schwarmkontrollen schüttet es aus den Waben. Da und dort sind die Anfang Juni geleerten Honigräume bereits wieder gut gefüllt. Vor der Lindenblüte! Der eingetragene Honig ist relativ dunkel und wahrscheinlich eine Mischung aus Nektar und Honigtau. Über die Herkunft des Honigtaus darf gerätselt werden. Da von der Eiche? Dort von der Fichte? Wenn in Kürze die Lindentracht dazukommt, wird der Jahrgang 2015 ein besonderer Honig. Marke: „Sommertraum“. Die Mischung macht’s!

Viele Völker sind nach wie vor in Schwarmstimmung. Deshalb sind weiterhin konsequente Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen empfehlenswert. Wer zu früh aufhört verliert!

Gegen Ende Juni wird die Drohnenbrut ein letztes Mal ausgeschnitten und der Baurahmen gegen eine Mittelwand oder ausgebaute Wabe ersetzt.

Kein Grund zur „Varroa-Panik“!

Die wöchentlich durchgeführten Schwarmkontrollen bieten Gelegenheit für Gemülldiagnosen zur Überprüfung des Varroabefalls. Sie wurden bei der Juni-Demonstration „Praxis am Volk“ am Bienenstand an der Widarschule in Bochum-Höntrop durchgeführt. Bei den dort aufgestellten 21 Völkern liegt der aktuelle natürliche Milben(ab)fall zwischen 0 und 12 Milben/Tag und im Durchschnitt bei 2 Milben/Tag. Auch bei den zwei stärker befallenen Völkern (mit 9 und 12 Milben/Tag) sind vorgezogene Extra-Maßnahmen wie komplette Brutentnahme nicht notwendig. Eine Varroabehandlung nach der Sommerhonigernte (wie in Form von „Teilen und behandeln“) kommt immer früh genug!

Entwicklung und Futterversorgung der Jungvölker im Auge behalten!

Die Jungvölker beginnen zu wachsen, sobald die erste Brut schlüpft. Dann werden sie stärker und dehnen auch ihr Brutnest aus. Deshalb brauchen sie Raum und Futter. Deshalb rechtzeitig erweitern (mit Mittelwänden oder ausgebauten hellen Waben) und nicht hungern lassen. Auch bei Tracht kann eine Fütterung der Jungvölker notwendig sein.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.