Auf der Suche nach dem besten Varroabekämpfungskonzept
Ergebnisse aus 2019
Die Varroamilbe ist weltweit – vor allem in den gemäßigten Klimazonen – ein großes Problem für die Honigbienenhaltung. Sie vermehrt sich in der Bienenbrut. Während der Brutperiode – vom frühen Frühjahr bis zum späten Herbst – kann sich der Befallsgrad eines Bienenvolkes jeden Monat verdoppeln bis verdreifachen. Aus jeder überwinterten Milbe können bis zum Herbst mehr als hundert werden, demnach aus zehn Milben mehr als tausend und aus hundert mehr als …. , wenn das Volk vorher nicht stirbt und die meisten seiner Milben mit ihm.
Hundert Milben im Volk bei der Auswinterung machen ein Volk nicht krank. Das gelingt auch deren Nachkommen im Frühjahr nicht; denn die Bienenzahl eines vitalen Volkes nimmt im Frühjahr schneller zu als seine Milbenzahl. Die Völker erkranken erst später an „Varroose“, im Spätsommer/Herbst, wenn aus diesen hundert Milben viele Tausend geworden sind, diese sich weiter vermehren und das Bienenvolk zur Vorbereitung auf den Winter schrumpft. Dann droht stark befallenen Völkern der „Varroatod“, wenn sie nicht rechtzeitig von ihrer Milbenlast befreit werden.
Der kritische Zeitraum ist der Herbst, wenn die langlebigen „Winterbienen“ aufgezogen werden. Doch können diese den Winter nur überstehen, wenn sie gesund zur Welt kommen. Wenn sie im Brutstadium von der Varroamilbe parasitiert wurden gehen sie allzu frühzeitig ab. Deshalb gilt es im Spätsommer/Herbst darauf zu achten, dass der Varroabefall niedrig bleibt. Er muss unter der Schadensschwelle gehalten werden. Dazu sind Behandlungen notwendig, unter denen nur die Milben leiden und nicht die Bienen und die Brut; und (!) die auch keine dauerhaften Rückstände im Wabenbau hinterlassen.
Nicht jedes Mittel, auch wenn es zugelassen ist, erfüllt diese Ansprüche. Nicht jede Behandlung führt zum Ziel und selten –eher nie– reicht eine Behandlung aus. Die notwendigen Behandlungen sind in ein Konzept der „Spätsommer- und Herbstpflege“ einzubinden, das auch die anderen Maßnahmen der Völkerführung enthält, die für die Vorbereitung der Völker auf eine problemlose Überwinterung notwendig sind. Das immer wieder auftretende „Völkersterben“ im Winter zeigt, dass das nicht jedem Bienenhalter in Gänze gelingt und nicht jedes Konzept geeignet ist.
Seit Beginn des „Varroazeitalters“ vor vierzig Jahren sucht und prüft der Verfasser Mittel, Rezepte und Konzepte, so auch in 2018 und 2019 bei der Betreuung der Völker am Lehrbienenzentrum Hohenstein (LBZ, Bild 1 und 2) und am Bienenmuseum in Duisburg (BiMuDU, Bild 3). Solche Feldstudien dauern in der Regel mehrere Jahre, bis eine zuverlässige Beurteilung des geprüften Mittels oder Konzeptes möglich ist.
Am LBZ waren in 2018 20 Völker eingewintert worden, am BiMuDU waren es 22 Völker. Im Winter 2018/19 fiel kein Volk aus. Nach imkerlicher Einschätzung sollten diese Völker an beiden Ständen auch den Winter 2019/20 überstehen, egal wie dieser wird und erst recht, wenn er ähnlich mild bleibt wie der Vorwinter. Im Westen ist ein milder Winter nicht ungewöhnlich.
Die Völker am BiMuDU wurden im Durchschnitt stärker eingewintert als die am LBZ[1]. Im Dezember 2019 besetzten die 20 Völker am LBZ mit ihrer Wintertraube zwischen 3 und 7 und im Durchschnitt 5 Wabengassen; am BiMuDU waren es zwischen 4 und 7 und im Durchschnitt 6 Wabengassen.
Im Mai/Juni 2019 waren am LBZ 7 Völker in Schwarmstimmung geraten, am BiMuDU waren es 8 Völker. Kein Volk schwärmte ab, da wöchentlich Schwarmkontrollen durchgeführt und die Schwarmzellen schwarmtriebiger Völker gebrochen wurden. Der mäßigen Frühjahrstracht folgte eine sehr gute Sommertracht, die am BiMuDU deutlich besser war als am LBZ und an beiden Ständen auch zu einem starken Verhonigen des Brutraumes führte, so dass bei allen Völkern der letzte im Juni gegebene Baurahmen nicht ausgeschnitten wurde, sondern – weil sein Wabenbau mehr mit Honig und weniger mit Drohnenbrut gefüllt war – in den Völkern als Futterwabe verblieb. In der Folge schlüpften mehr Drohnen mit Milben als üblich. Das machte sich auch bei der Gemülldiagnose bemerkbar; denn bei etlichen Völkern stieg der natürliche Milbenfall im Juli mit bzw. nach dem Schlupf dieser Drohnenbrut deutlich an (Abb. 1).
Nach der Sommerhonigernte wurden an beiden Bienenständen alle Völker nach dem Konzept „Teilen und behandeln“ geführt.
Tab. 1: Das „Tub“-Konzept in Kürze
An beiden Ständen werden die Völker auch in Kursen und bei Vorführungen für die praktische Demonstration der aktuell anstehenden Maßnahmen der Völkerführung genutzt[2]. Damit war in 2019 auch verbunden, dass nicht alle Völker synchron geführt wurden (Tab. 2 und 3).
Bei der Teilung –am LBZ im Juli (am 11., 18. und 21.), am BiMuDU im August (am 3., 4., 17., 25. und 28.) wurde jedes „Brutvolk“ zum Abfliegen auf seinen „Flugling“ gestellt und verblieb dort bis zur Wiedervereinigung im Oktober.
Lehrbienenzentrum Hohenstein
Am LBZ Hohenstein wurde bereits im März mit fortlaufenden Gemülldiagnosen begonnen, weil vier der 20 Völker in 2018 gar nicht gegen die Varroamilbe behandelt worden waren und die anderen 16 Völker nur im Herbst/Frühwinter. Auf die in den Vorjahren üblichen Behandlungen mit Ameisensäure im Spätsommer war in 2018 verzichtet worden. Sechs der 16 behandelten Völker waren im Herbst/Frühwinter 2018 nur einmal, fünf Völker zweimal, vier Völker dreimal und ein Volk viermal mit Oxalsäure bedampft worden. Die Nicht-Behandlung der vier Völker in den Positionen 11, 12, 19 und 20 machte sich am Verlauf des natürlichen Milbenfalls im Frühjahr und Sommer bemerkbar (Abb. 1).
Bei diesen vier Völkern ohne Varroabehandlung in 2018 lag der natürliche Milbenfall im Frühjahr (März/April/Mai) stets höher als bei den meisten der in 2018 behandelten Völkern, von denen immerhin fünf bereits im Sommer ähnlich stark befallen waren wie die unbehandelten Völker. Das zeigte sich auch beim Milbenabfall nach der Behandlung von Fluglingen und „Brutvölkern“ im Sommer (vgl. Abb. 2 mit Abb. 1).
Bei 18 „Brutvölkern“ kehrte die Nachschaffungskönigin im August begattet vom Hochzeitsflug zurück. Bei zwei „Brutvölkern“ (in Position 2 und 19) war das nicht der Fall. Diese wurden unmittelbar nach ihrer Behandlung mit Oxalsäure im Träufelverfahren durch zwei Jungvölker ersetzt, die am 13. Oktober mit den Fluglingen vereinigt wurden. Diese beiden Völker – an den Positionen 2 und 19 – wurden schwächer eingewintert als die anderen 18 Völker.
Abb. 1: Der natürliche Milben(ab)fall der LBZ-Völker in 2019 von März bis zur Volksteilung im Juli. Die Aufstellung der Völker zeigen die Bilder 1 und 2. Die Völker 1 und 8 sind Randvölker der unteren Reihe (Bild 1). In der oberen Reihe (Bild 2) haben die Paare 9+10, 11+12 und 19+20 relativ viel Abstand zu ihren Nachbarn. Vier Völker – in den Positionen 11+12 und 19+20 – waren in 2018 überhaupt nicht gegen die Varroamilbe behandelt worden, die anderen Völker nur im Spätherbst, und zwar 1x, 2x, 3x oder 4x mit Oxalsäuredampf (OD).
Bild 1: Die LBZ-Völker 1-8 (im Bild von links hinten nach rechts vorne) im August 2019 nach dem Einengen der auf den Fluglingen stehenden „Brutvölker“. Die Fluglöcher der Teilvölker in den Positionen 3-8 zeigen hangaufwärts Richtung Südsüdost. Die Windeln sind eingeschoben.
Bild 2: Auch die LBZ-Völker 9-20 (im Bild von links vorne nach rechts hinten) stehen paarweise in lockerer Reihe. Die Fluglöcher der Fluglinge und der auf ihnen stehenden „Brutvölker“ zeigen hangabwärts Richtung Norden.
Tab.2: Die Termine der Völkerführung beim „Teilen und behandeln“ und der Varroabehandlungen der wiedervereinigten Völker am LBZ. Die Teilvölker wurden nach Bedarf (ermittelt durch „Wägung von hinten“ mit einer Kofferwaage) mit Sirup gefüttert. Die letzte Futtergabe erhielten die Völker unmittelbar nach der Wiedervereinigung. Die Auswahl der Völker für die Terminierung der OD-Behandlungen richtete sich nach dem Milbenfall, der im Behandlungszeitraum fortlaufend erfasst wurde.
Abb. 2: Der Milbenfall am Bienenstand LBZ nach Behandlung der Fluglinge („F“-Milben) und der Brutvölker („B“-Milben) im Sommer (linke blau-rot gestapelte Säule) und der wiedervereinigten Völker im Spätherbst/Frühwinter (OD-Milben, rechte grüne Säule). Bei jedem Volk ist außerdem angegeben der natürliche Milbenfall unmittelbar vor der Teilung (Dreieck) und der natürliche Milbenfall unmittelbar vor Beginn der Blockbehandlung der wiedervereinigten Völker Ende Oktober (Raute).
Mw = Mittelwerte der 20 Völker.
Abb. 3. Der Milbenfall am LBZ nach den OD-Behandlungen im Spätherbst/Frühwinter. Die Völker 2, 3, 5, 7-9, 11-14, 17, 19 und 20 wurden am 20.10. nicht behandelt. Die weißen Säulen stellen den natürlichen Milbenfall vom 20.10. bis zur ersten OD-Behandlung dieser Völker am 1.11. oder 5.11. dar. Der Milbenfall nach der letzten Behandlung am 26.12. oder 29.12. ist mit schwarzen Säulen und mit Zahlen angegeben; denn bei sechs Völkern ist nach dieser Behandlung keine Milbe gefallen. Ob diese Völker wirklich milbenfrei sind? Dann hätte bei diesen Völkern die Vorbehandlung (am 24.11. bei den Völkern 1, 2, 3, 18, 19 bzw. am 8.12. bei Volk 8, vgl. Tab.2) hundertprozentig gewirkt? Und bei den Völkern 2, 3 und 19 hätten zwei Behandlungen im November zur vollständigen Entmilbung ausgereicht? Die anderen Völker sind vielleicht mit der letzten Behandlung Ende Dezember gänzlich milbenfrei geworden? Oder hat diese nur schlecht oder gar nicht gewirkt? Diese Fragen und der Vergleich der Abb. 3 mit der Abb. 5 machen deutlich, warum solche Feldstudien über mehrere Jahre durchzuführen sind. Auf den Verlauf des natürlichen Milbenfalls in 2020 kann man gespannt sein. Die Windeldiagnose wird am LBZ in 2020 Bestandteil der Sonntagsdemonstrationen „Praxis am Volk“ sein.
Bienenmuseum Duisburg
Am Bienenstand BiMuDU war Ende Dezember 2018 bei allen 22 Völkern eine abschließende „Restentmilbung“ durchgeführt worden. In 2019 wurde mit der Gemülldiagnose im Juli begonnen. Der natürliche Milbenfall schwankte vor der Teilung der Völker zwischen 0 und 25 Milben/Tag und lag im Durchschnitt aller Völker mit 5 Milben pro Tag deutlich niedriger als am Bienenstand LBZ. Dort waren im Durchschnitt vor der Teilung „17 Milben/Tag“ gefallen (vgl. Abb. 4 mit Abb. 2).
Ein Volk wurde nicht geteilt (Tab. 3). In Volk 8 wurde bei der vergeblichen Suche nach der Königin auch keine Brut gefunden. Es hätte deswegen nicht nachschaffen können. Das Volk wurde auf zwei Zargen eingeengt, mit Oxalsäure im Träufelverfahren behandelt und erhielt drei belarvte Weiselbecher (aus Kunststoff) als „Weiselprobe“, die aber nicht angenommen wurde. Bei einer späteren Durchsicht wurden Eier und auch eine junge Königin gefunden. Offensichtlich hatte das Volk im August still umgeweiselt.
Die 21 Fluglinge wurden unmittelbar nach ihrer Bildung mit Oxalsäure im Träufelverfahren gegen die Varroamilbe behandelt und etwa drei Wochen später die dann brutfreien „Brutvölker“, nachdem sie zuvor auf eine Zarge eingeengt worden waren. Für zwei „Brutvölker“ (in Position 1 und 18) war diese Träufelbehandlung Ende August die zweite. Die erste hatten sie zwei Tage nach der Teilung zeitgleich mit den Fluglingen erhalten (Tab.3). Diese zeigte bei beiden „Brutvölkern“ nur wenig Wirkung. Bei „Brutvolk“ 1 fielen nach dieser frühen Beträufelung 204 Milben in 2 Tagen und 1425 Milben nach der zweiten Beträufelung drei Wochen später des dann brutfreien „Brutvolkes“. Bei „Brutvolk“ 18 waren es 46 Milben nach der frühen Beträufelung und 96 Milben nach der zweiten.
Das „Brutvolk“ von Volk 12 fiel aus, weil seine Nachschaffungskönigin nicht vom Hochzeitsflug zurückkehrte. Es wurde unmittelbar nach der Behandlung aufgelöst.
Bei einer Kontrolle der „Brutvölker“ Ende September stellte sich heraus, dass die Nachschaffungskönigin des „Brutvolkes“ 22 fehlbrütig war. Deshalb wurde dieses „Brutvolk“ mit seinem Flugling bereits am 2. Oktober wiedervereinigt[3].
Nach der Wiedervereinigung der restlichen 19 Völker Ende Oktober folgte eine OD-Blockbehandlung, bei der die Völker am BiMuDU zwischen zweimal und fünfmal mit Oxalsäure bedampft wurden. Am 23. November und am 25. Dezember wurden alle Völker bedampft (Tab. 3).
Nach der letzten OD-Behandlung am 25. Dezember fielen bis zum 5. Januar zwischen 4 und 543 Milben und im Mittel 89 Milben. Bei 18 Völkern fielen weniger als 100 „Restmilben“, bei 4 Völkern waren es mehr als 100 (vgl. Abb. 5)[4].
Die im Durchschnitt stärkere Befallsentwicklung der wiedervereinigten Völker am Bienenstand BiMuDU ist vermutlich (auch) darauf zurückzuführen, dass sich die Teilvölker am BiMuDU besser entwickelt haben als am LBZ. Diese Einschätzung wurde bei der Wiedervereinigung der Teilvölker gewonnen, bei der beide Königinnen auf den Brutwaben gesucht und gefunden. Das Brutnest des „Brutvolkes“ war in der Regel größer als das seines „Fluglings“ und die Brutnester am BiMuDU schienen Ende Oktober größer als die am LBZ Mitte Oktober. Das passte zur Witterung im Oktober, der auch in seiner zweiten Hälfte sehr mild war, und zum Auftreten von Pollen im Gemüll. Am BiMuDU wurde bei den Windeldiagnosen mehr Pollen gefunden als am LBZ.
Die alte Königin des Fluglings wurde entfernt, die junge Königin des „Brutvolkes“ unter Futterteigverschluss vorübergehend gekäfigt und der Flugling mit dem jüngeren Wabenbau des ehemaligen Honigraumes auf das „Brutvolk“ gesetzt. Populationsschätzungen nach der Liebefelder Methode wurden nicht durchgeführt.
Zu bedenken ist auch, dass die Teilvölker am BiMuDU erst am 28.10./30.10. wiedervereinigt wurden, die Teilvölker am LBZ bereits am 13. Oktober. Somit konnten sich die Varroamilben am BiMuDU zwei Wochen länger in der von zwei Königinnen angelegten Brut vermehren.
Die spätere Wiedervereinigung hat sich augenscheinlich auch positiv auf die Einwinterungsstärke ausgewirkt; denn die BiMuDU-Völker machten bei den Windelkontrollen im Dezember einen stärkeren Eindruck als die LBZ-Völker und sie haben nach Abschluss der Auffütterung im Oktober bis zur letzten Milbenzählung Anfang Januar auch mehr gezehrt. Die LBZ-Völker sind im November/Dezember im Durchschnitt etwa 4 kg leichter geworden. Die BiMuDU-Völker verloren im gleichen Zeitraum im Durchschnitt 6 kg an Gewicht.
Bild 3: Der Bienenstand BiMuDU am 1. Januar 2020. Blick von Norden Richtung Süden. Vorne im Bild und von rechts nach links stehen die Völkern 1-4 in zwei Paaren, dahinter in einer zweiten Reihe nahe am Gebäude unter der Eiche die Völker 5-10 und links davon in einer lockeren Reihe die Völker 11-22 , jeweils von vorne nach hinten gezählt. Die Fluglöcher aller Völker zeigen Richtung Osten. Die Völker 1-4 stehen ganztags in der Sonne, die Völker 5-10 ab dem späten Vormittag im Schatten der Eiche, so lange sie Laub trägt. Die Völker 11-22 werden vormittags für kurze Zeit von zwei Kirschbäumen beschattet, die auf der anderen Seite des Drahtzaunes stehen. Ihre Schatten wandern vormittags über die Völkerreihe hinweg.
Tab.3: Die Termine der Völkerführung beim „Teilen und behandeln“ und der Varroabehandlungen am BiMuDU. Die Teilvölker wurden vor der Wiedervereinigung so gefüttert, dass diewiedervereinigten Völker ausreichend bevorratet in den Winter gingen.
Abb. 4. Der Milbenfall am Bienenstand BiMuDU nach Behandlung der Fluglinge (F) und der Brutvölker (B) im August/September (linke blau-rot gestapelte Säule) und der wiedervereinigten Völker im November/Dezember (rechte grüne Säule). Bei jedem Volk ist außerdem angegeben der natürliche Milbenfall unmittelbar vor der Teilung (Dreieck) und der natürliche Milbenfall unmittelbar vor Beginn der Blockbehandlung der wiedervereinigten Völker Anfang November (Raute). Mw = Mittelwerte der 22 Völker.
Abb. 5. Der Milbenfall am BiMuDU nach den OD-Behandlungen im Spätherbst/Frühwinter. Die Völker 11, 12, 20 und 21 wurden das erste Mal am 23.11. behandelt, bei ihnen fehlt die gelbe Säule. Der Milbenfall nach der letzten Behandlung am 25.12. ist mit schwarzen Säulen und mit Zahlen angegeben, die in der Graphik nach oben geschoben sind. Nach dieser letzten Behandlung am BiMuDU sind deutlich mehr Milben gefallen als am LBZ, wo die letzte Behandlung 1 bzw. 4 Tage später durchgeführt wurde (vgl. mit Abb. 3).
Bei den Völkern 6, 7,9, 12,14,15,17,21 und 22 fehlt die rote Säule; denn sie waren am 11.12. nicht behandelt worden. Bei ihnen sind nach der letzten Behandlung am 25.12. mit durchschnittlich 127 Milben etwa doppelt so viele Milben gefallen wie bei den Völkern, die auch am 11.12. behandelt wurden und nach dieser Behandlung im Durchschnitt 456 Milben (=rote Säulen) „verloren“ hatten. Nach der Behandlung davor –am 23.11. – waren bei den „rote Säule“-Völkern im Durchschnitt 700 Milben gefallen, bei den anderen nur 398 Milben
Tab. 4: Die Wirkungsgrade der OD-Behandlungen an den beiden Bienenständen. Zur Berechnung wurden Volk für Volk zuerst die Summe aus dem Milbenfall der zu beurteilenden Behandlung und dem Milbenfall der folgenden Behandlungen gebildet und danach der entsprechende Quotient und dieser mit 100 multipliziert. Beispiel: Wirkungsgrad der OD-Behandlung am 23.11. = Milbenfall 23.11./(Milbenfall 23.11.+Milbenfall 11.12.+Milbenfall25.12.) x 100
Aus den Mittelwerten kann die Regel abgeleitet werden:“ Je später die Behandlung, desto besser die Wirkung“, was wahrscheinlich (auch) mit dem Brutverhalten der Völker zu tun hat. Dafür spricht auch, dass die OD-Behandlung am 24.11. am LBZ mit durchschnittlich 90% deutlich besser gewirkt hat als die OD-Behandlung am 23.11. am BiMuDU, mit der nur ein Wirkungsgrad von durchschnittlich 64% erreicht wurde. Auch die OD-Behandlung am 8.12. am LBZ hat mit durchschnittlich 95% etwas besser gewirkt als die OD-Behandlung am 11.12. am BiMuDU mit durchschnittlich 89%.
Wenn man unterstellt, dass die letzte OD-Behandlung am 25.12. am BiMuDU bzw. am 26.12. oder 29.12. am LBZ eine ähnlich hohe Wirkung wie die vorangegangene Behandlung am 11.12. bzw. am 8.12. hatte, dann sollten alle Völker am LBZ und fast alle Völker am BiMuDU mit weniger als 10 Milben auswintern.
Dr. Gerhard Liebig, Bochum im Januar 2020
Bild 4: Die Windel des Volkes 19 am BiMuDU. Das Volk wurde am 9.11. mit OD behandelt. Die Windel wurde 7 Tage später –am 16.11. – gezogen und fotografiert. Am Bildschirm wurden 2007 Milben gezählt. Etwa Zweidrittel dieser Milben liegen unter den vier zentralen Wabengassen. Dort hatte sich auch das meiste Gemüll angesammelt, wahrscheinlich bedingt durch das Schlüpfen von Brut. Weitere 7 Tage –am 23.11. – später wurden in der Windel 413 Milben gezählt. Sie lagen mit etwas weniger Gemüll an gleicher Stelle (Bild 5).
Bild 5: Die Windel des Volkes BiMuDU19, gezogen am 23.11. nach 7tägiger Einlage, mit 413 Milben. Nach dem Fotografieren der Windel wurde das Volk am 23.11. ein zweites Mal mit OD behandelt. Nach dieser Behandlung fielen bis zur dritten Behandlung am 11.12. noch einmal 1781 Milben, davon 1588 im Zeitraum 23.11.-30.11., 145 im Zeitraum 30.11.-6.12. und 115 im Zeitraum 6.12.-11.12.. Von Zählung zu Zählung lag auch immer weniger Gemüll in der Windel.
[1] Das war auch im Jahr zuvor – 2018 – der Fall gewesen. Das kann am Standort und an den Trachtverhältnissen im Flugkreis liegen und an der Völkerführung und Varroabehandlung der Völker in 2018. Die Unterschiede zwischen den beiden Jahren werden in einer der nächsten „Milben-Geschichten“ vorgestellt.
[2] Das ist auch in 2020 so vorgesehen. Am Lehrbienenzentrum Hohenstein werden die dort stehenden Völker und ihre Führung im Jahresablauf von März bis November jeden ersten Sonntag im Monat öffentlich vorgeführt. Die Demonstration „Praxis am Volk“ beginnt an diesen Sonntagen dreimal, und zwar um 10 Uhr, um 12 Uhr und um 14 Uhr. Nach der dritten „Demo“ sollten dann alle Völker geimkert sein. ….
Weitere Demonstrationen zu den Themen „Völkerführung während der Schwarmzeit“, „Honig ernten und schleudern“ und „Vorbereitung der Völker auf den Winter“, bei deren Festlegung Volksentwicklung und Trachtverlauf zu beachten sind, werden kurzfristig auf der Website des KIV Ruhrgebiet angekündigt. Auch diese werden sonntags stattfinden.
[3] Volk 22 ist eines von fünf BiMuDU-Völkern, bei denen nach der OD-Blockbehandlung im November/Dezember weniger Milben gefallen sind als bei der Behandlung der „Tub“-Teilvölker. Am Bienenstand LBZ waren es 10 Völker, die nach der Blockbehandlung im Spätherbst/Frühwinter weniger Milben verloren haben als bei der „Tub“-Behandlung im Sommer. An beiden Bienenständen wären auch die großen Unterschiede im Varroabefall zwischen den Völkern zu hinterfragen.
[4] Ob sich diese Unterschiede auf die Befallsentwicklung in 2020 auswirken? Eine „Milben-Geschichte“ wird sich mit der Bedeutung der „Restentmilbung“ für die Befallsentwicklung im Folgejahr beschäftigen.