„Ein Schwarm im Mai, ein Fuder Heu –
kein Schwarm im Mai, der Fuder zwei!“
Die Völkerführung während der Schwarmzeit gehört zur Hohen Schule der Bienenhaltung. Mit Maßnahmen zur Schwarmvorbeugung und, wenn diese nicht greifen, zur Schwarmverhinderung sollen die Völker vom Schwärmen abgehalten werden, und zwar ohne dass ihre Leistungsfähigkeit gemindert wird. Zur Schwarmverhinderung gibt es eine Vielzahl von Rezepten. Ich habe mich nach gründlicher Überprüfung von Zwischenbodenableger, Brutdistanzierung, Doppelvolk-Betriebsweise in verschiedenen Varianten, Purzelbaum-Imkerei und diverser Schröpfungsmethoden (Saugling, Brutling, Treibling, Fegling, Flugling) dafür entschieden, einmal früh (gegen Ende April/Anfang Mai) und „sanft“ (ein Brutbrett [oder 2] mit den ansitzenden Bienen) zu schröpfen und während der Schwarmzeit (von Ende April bis Anfang Juli) konsequent alle 7 Tage Schwarmkontrollen durchzuführen.
Dabei setze ich zwei Baurahmen zeitlich versetzt ein. Bei zwei von drei Schwarmkontrollen wird verdeckelte Drohnenbrut entnommen und eingeschmolzen. Diese Maßnahme wirkt schwarmvorbeugend und verlangsamt den Anstieg des Varroabefalls. Wer die Drohnenbrut nicht als Varroafalle nutzt hat im Spätsommer mehr als doppelt so viele Milben in seinen Völkern und erntet weniger Wachs.
Die Wirtschaftsvölker werden im Mai und Juni regelmäßig –im Abstand von 7 Tagen- auf Schwarmstimmung kontrolliert. Bei der Kippkontrolle sind von Larven besetzte Schwarmzellen sehr leicht zu erkennen. Mit einer Lesebrille auf der Nase und einer LED-Taschenlampe in der Hand bleiben auch bestiftete Weiselbecher nicht unentdeckt. Der unsichere Anfänger übt, indem er die Kippkontrollen im Abstand von 4 Tagen durchführt.
Wenn Schwarmzellen entdeckt werden –eine genügt!- müssen alle Waben des Brutraumes in die Hand genommen und nach Abschütteln der Bienen genau untersucht werden. Das nimmt Zeit in Anspruch (pro Volk 5 Minuten), muss aber sein.
Das Wabenziehen und Zellenbrechen ist nur bei den Völkern notwendig, die Schwarmzellen angelegt haben. Selbst wenn diese Völker längere Zeit in Schwarmstimmung sind, macht das Zellenbrechen weniger Aufwand als andere Methoden der Schwarmverhinderung. Es wirkt sich nicht negativ Volksentwicklung und Sammelleistung aus.
Ich ziehe nur von meinen eigenen Völkern nach und verzichte auf die kontrollierte Paarung. Im langjährigen Mittel geraten etwa ein Drittel meiner Völker in Schwarmstimmung. Völker, die schwärmen wollen, rechtzeitig am Schwärmen zu hindern ist für mich ein Wettkampf: Jedes Volk wird von Ende April bis Anfang Juli alle 7 Tage kontrolliert. Wer zuerst aufgibt verliert.
Wenn ich verliere hat das Folgen:
- Das abgeschwärmte Volk fällt wochenlang für die Honigproduktion aus.
- Der abgegangene Schwarm ist dem Tod geweiht, wenn er nicht gefangen wird.
- Beim Schwarmfang besteht Unfallgefahr.
Diese drei Argumente sollten als Begründung für „Durchhalten“ ausreichen.
Im Mai wird auch die „Völkervermehrung in vier Schritten“ nach Zeitplan zu Ende geführt.
Am Tag x wurde geschröpft und der Sammelbrutableger gebildet.
Am Tag x+9 werden die Nachschaffungszellen gebrochen, der Zuchtrahmen „belarvt“ und mittig eingehängt. Beim Zellenbrechen wird das Pflegevolk um eine Zarge nach unten erweitert. Wenn dafür keine ausgebauten mit etwas Futter gefüllten Waben zur Verfügung stehen, wird die Erweiterungszarge mit 8 Mittelwänden und einer mit Sirup gefüllten Futtertasche bestückt. Schwimm- und Aufstieghilfe nicht vergessen!
Am Tag x+19 werden die Königinzellen mit 3-5 Begleitbienen verschult. Wenn die Zellen verbaut wurden werden sie mit einem erwärmten Taschenmesser frei geschnitten.
Am Tag x+21 sind die Königinnen und die gesamte Arbeiterinnenbrut des Pflegevolkes geschlüpft. Es wird in Begattungsvölkchen aufgeteilt. Jedes besteht aus einer „Bienenwabe“ (mit > 1000 Bienen), einer Jungkönigin und einer extra Futterwabe. Dafür geeignet sind auch halbwegs gefüllte Randwaben aus dem Honigraum von Wirtschaftsvölkern. Wenn im Pflegevolk mehr Königinnen geschlüpft sind als ausreichend starke Begattungsvölkchen gebildet werden können, werden die fehlenden brutfreien „Bienenwaben“ den stärkeren Wirtschaftsvölkern entnommen.
Die Begattungsvölkchen werden zu viert über einem „Viererboden“ in einem Magazin untergebracht. Drei Schiede teilen es in vier Abteile. Jedes Abteil hat ein Flugloch.
Beim Auflösen des Pflegevolkes werden die brutfreien „Bienenwaben“, bevor sie in ein Abteil eingehängt werden, mit Oxalsäure besprüht. Das garantiert einen varroaarmen Start. Die nächste Varroabehandlung steht dann erst im September an.
Von welchem Volk nehme ich den „Zuchtstoff“? Vom richtigen! Das ist ein Volk, das im vergangenen Jahr durchweg ein friedliches Verhalten gezeigt hat. Deshalb wurde es im Oktober nicht umgeweiselt.
Über das Flugloch geschaut
Ein seltener Fund im Mai: Hirschkäfer auf dem Blechdeckel eines Volkes. Was sucht er dort?
War auf dem seminar in watgassen und hätte gerne die presentation gehabt
Mfg Anschütz ralf
Plɑcеe in zіplock bag and coat with fish ѕeasoning.
Sehr geehrter Herr Dr. Liebig,
ich habe eine Frage zur Schwarmzeit der Bienen, auf die ich bisher keine Antwort finden konnte.
Was passiert in einem Volk, wenn rund um den Schlupf der neuen Königinnen eine Schlechtwetterperiode herrscht und die Altkönigin nicht mit ihrem Teilvolk abschwärmen kann.
Können die Bienen den Zeitpunkt des Schwärmens verzögern, bis bessere Bedingungen herrschen, auch wenn bereits junge Königinnen schlüpfen ?
Sehr geehrter Herr Dr. Liebig,
Ich habe ein Problem mit vielen Pollen und Honig im zweiten Brutraum. Die Brutnester sind klein. Ich imkere im Zanderformat ohne Absperrgitter.
Entnommene Waben mit Pollen und Honig aus dem 2.BR habe ich mit Mittelwände ersetzt, diese wurden ausgebaut wieder mit Honig gefüllt, obwohl ich einen zweien Honigraum aufgesetzt hatte.
Können Sie mir bitte einen Rat geben, wie ich dieses Problem lösen kann bzw. um solche Situationen in Zukunft vermeiden könnte.
Recht herzlichen Dank im voraus
mit imkerlichen Gruß aus dem Chiemgau
Tobias
Hallo Herr Weißflog,
laut TrachtNet hat im Chiemgau die (gute) Tracht in 2020 später eingesetzt als an „Rhein und Ruhr“. Das war/ist wohl witterungsbedingt. Man müsste ‚mal die Wetterdaten hier und dort vergleichen. Dann fehlen mir auch noch ein paar Informationen, um mir ein genaues Bild von der Lage vor Ort machen zu können. Wie wurde die erste Honigraumzarge angenommen? Die zweite wird erst aufgesetzt, wenn die erste halbwegs gefüllt und zu erwarten ist, dass die Tracht weiter anhält. Volle Honigwaben befinden sich in der oberen Brutraumzarge meistens an deren Rand. Wenn man sie in den Honigraum umhängt, dann sollten die Ersatz-Mittelwände jeweils zwischen zwei Brutwaben gehängt werden. Dann wird das Brutnest in die Breite gezogen, so wie es auch bei der Erweiterung von zweiräumig überwinterten Völkern zu Beginn der Kirschblüte geschieht. Deswegen wird auch der Baurahmen (1.) oben und (2.) dort an den Rand in Position 2 oder 9 gehängt und nicht in die Mitte.
Das gilt allerdings nur, wenn mit Absperrgitter geimkert wird.
Beim Imkern ohne Absperrgitter lassen sich Bienenvölker weniger gut lenken. Sie machen mehr Arbeit. Deswegen imkere ich mit Absperrgitter.
Guten Tag.
Ich schaue derzeit immer die Videos mit Pia Aumeier live vom Bienenstand und wollte fragen wie man „schröpfen“ und die „Ein Waben Ableger“ auf DNM umsetzen kann. Ich habe einfach alles an Material in DNM und möchte nicht alles neu kaufen, aber dennoch diese Betriebsweise entsprechend angepasst verwenden. Sollte ich da einfach 2 Waben für den Ableger verwenden und immer zwei Waben schröpfen oder statt alle 2 Wochen eine Wabe Zander dann eben jede Woche eine Wabe DNM schröpfen?
Vielen Dank
Zur Erklärung der Frage – im Zandermaß entspricht ja eine Einheit (eine Achtel Wabe) Bienen 125 Stück, bei Deutsch Normal sind es etwas über 100 Bienen. Dasselbe gilt dann ja auch für Brutzellen. Eine besetze Wabe mit verdeckelter Brut im Deutsch Normalmaß besitzt also entsprechend weniger Bienen und weniger Brut. Ich denke der Faktor ist etwa 15-20%. Ist das ein Problem oder kann man ds trotzdem genauso umsetzen. Ich habe es dieses Jahr im April mit 2 Ablegern versucht, diese sind jetzt, 6 Wochen später leider offenbar weisellos, da hat es also nicht funktioniert, was aber auch am schlechten Wetter oder einfach Pech liegen könnte.
Für die Bildung eines Brutablegers genügt in der Regel eine Brutwabe mit viel verdeckelter Brut und etwas offener Brut. Ein paar Zellen sollten Eier und jüngste Larven enthalten, damit der Ableger nachschaffen kann. Wenn das zu schröpfende Wirtschaftsvolk kein geeignetes „Brutbrett“ hat, das diese Voraussetzungen erfüllt, dann kann man sich durch die Entnahme von 2 Brutwaben behelfen, sodass beide Waben zusammen ausreichend viel bzw. so viel Brut haben wie man glaubt, dass sie ausreicht, dass aus dem gebildeten Ableger ein überwinterungsfähiges Jungvolk wird, wenn die Nachschaffungskönigin begattet von ihrem Hochzeitsflug zurückkommt.
Wenn man mehr als einen Ablewger bildet kann man testen, wie sich Jungvölker entwickeln, wenn sie als Ableger unterschiedlich stark gebildet worden sind. Ich habe das viele Jahre immer wieder gemacht und mache solche Vergleiche auch heute noch. Es ist auch der Zeitraum zu beachten!
Bei der Bildung Ende April/Anfang Mai genügt ein Brutbrett. Mitte Mai/Ende Mai werden zwei Brutbretter benötigt, Anfang Juni/Mitte Juni sollten es sogar drei sein, jeweils mit den ansitzenden Bienen.
Das ist eine sehr gute Erklärung, die alle zur Kenntnis nehmen sollten, die die Ablegerbildung von Dr. G. Liebig und Dr. P. Aumeier kritisieren. Kapieren und nicht halbherzig kopieren.
Ja ich mache das jetzt schon seit zwei Jahren nach dem System. Einziges Problem dabei ist dass ich eben DNM verwende und nicht Zander. Das heisst eine Wabe ist kleiner, hat weniger Brut und weniger ansitzende Bienen. Aus Unsicherheit heraus habe ich dann oftmals entweder doch lieber zwei Waben mit Brut verwendet, oder auch mal mehr Bienen zugeschüttelt. Aber auch jene mit nur einer Wabe DNM haben es in den letzten Jahren oftmals gut geschafft und wurden neue Völker im Herbst. Allerdings war dabei das Wetter in den letzten zwei Jahren immer auch hilfreich. Dieses Jahr mache ich mir da mehr Sorgen, da es immer noch kalt ist – die ersten zwei Ableger von April scheinen nach letzter Durchsicht immer noch keine Brut zu haben, sind also längst überfällig und haben inzwischen auch deutlich weniger Bienen als mir lieb ist. Von daher fürchte ich dass die Strategie mit nur einer Wabe einen Ableger zu bilden zumindest in diesem Jahr nur mit Zandermaß funktioniert und bei DNM einfach dann doch zu wenig Brut im Ableger ist. Die Überlegung ist jetzt dass ich evtl diese Ableger dann noch einmal mit einer neuen Brutwabe verstärken muss, wodurch ich dann leider weniger neue Ableger Ende Mai machen kann – alternativ könnte ich sie machen lassen und jetzt eben neue ableger bilden, wieder mit nur einer Wabe DNM, und dann sehen ob die vorherigen es doch noch schaffen oder da jeweils zwei zu vereinen um sie zu retten.
Hallo Herr Liebig,
ich möchte einen Ableger nach Frau Aumeier anlegen. Leider habe ich aber weder Platz noch die Möglichkeit meinen Ableger mind. 2 km entfernt von meinem Wirtschaftsvolk zu stellen. Aus Platzgründen müssen sie direkt nebeneinander stehen. Meine Wirtschaftsvolkbeute ist farbig, der Ableger soll in eine unbehandelte Beute.
Kann ich unter diesen Bedingungen erfolgreich meinen Ableger gründen? Was gilt es besonders dabei zu beachten (Tipps von Frau Aumeier werden natürlich umgesetzt).
Danke für die Beantwortung meiner Frage. Falls wichtig: ich wohne in SH
Hallo Dr Liebig
Ich imkere seit einem Jahr nach Ihrer Strategie und freue mich darüber, wie einfach und interessant imkern sein kann. Bei Ihren Live-Videos von Ihnen und Dr. Pia Aumeier, sieht es noch einfacher und leichter aus. Mit meinen Bienen bin ich zufrieden was Varoa Toleranz und Honigertrag angeht, jedoch stichig sind sie. Meine Frage: könnte ich von Ihren sanftmütigen Mädels Zuchtstoff bekommen? Wenn ja, wie und wo? Ich bin übrigens im Franken Zuhause. LG Tom