September

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Im September prägen Auffütterung und Varroakontrolle die Arbeit am Bienenstand. Dabei muss ich mich um drei „Volkstypen“ (A, B und C) kümmern (siehe auch Bild 1).

  • A. Die nach der „Spätsommerpflege in 4 Schritten“ geführten Altvölker sitzen in zwei Zargen oder werden auch erst Anfang September auf zwei Zargen eingeengt, wenn der natürliche Milbenfall im August „keine Gefahr im Verzug“ hatte erkennen lassen. Sie erhalten die letzte(n) Futtergabe(n) und werden danach gegen die Varroamilbe behandelt, wenn „Gefahr im Verzug“ ist.
  • B. Die nach „Teilen und behandeln“ entstandenen Teilvölker sitzen in einer Zarge und nach wie vor übereinander oder nebeneinander. Der „Flugling“ und das „Brutvolk“ eines geteilten Volkes erbrüten zusammen mehr Winterbienen als ein nicht-geteiltes Altvolk. Deshalb lohnt es sich, mit der vorgesehenen Wiedervereinigung bis Oktober zu warten.
    Die Teilvölker werden im September so aufgefüttert, dass sie nach ihrer Wiedervereinigung im Oktober ausreichend (=nicht zu wenig und nicht zu viel) mit Futter versorgt sind. Auch bei ihnen wird der Varroabefall mit Gemülldiagnosen regelmäßig überprüft. Eine Varroabehandlung steht in der Regel erst nach der Wiedervereinigung bzw. im Spätherbst oder/und im Frühwinter an.
  • C. Ähnliches gilt auch für die Jungvölker. Sie sind seit Juni bei guter Futterversorgung stetig gewachsen, haben 6-8 Mittelwände ausgebaut und füllen im September eine Zarge. Das genügt. Nach der letzten Futtergabe im September werden sie das erste Mal gegen die Varroamilbe behandelt; wenn „Gefahr im Verzug“ ist unmittelbar nach der Auffütterung, wenn nicht, dann später.

Bild 1: Völker am Bienenmuseum Duisburg am 2.9.2020. Links im Bild stehen drei einzargige Jungvölker, in der Mitte und rechts am Rand stehen zwei am 8.8.2020 geteilte Altvölker, jeweils unten der „Flugling“ und oben das „Brutvolk“. Zwischen den geteilten Altvölkern stehen zwei nicht geteilte Altvölker, die am 29.8. von 3 auf 2 Zargen eingeengt wurden und am 2.9. in einer aufgesetzten Leerzarge 10 Liter Futtersirup erhalten haben. Die Ein-Zargen-Völker werden im September in kleinen Portionen gefüttert. Bei den 7 brütenden Völkern lag der natürliche Milbenfall im Zeitraum 29.8.-2.9. unter 1 Milbe/Tag. Die beiden Fluglinge wurden am 11.8. und die beiden „Brutvölker“ am 29.8. im brutfreien Zustand mit Oxalsäure behandelt. Bei den Fluglingen fielen keine Milben, bei den „Brutvölkern“  wurden am 2. September 53 bzw. 85 Milben gezählt.

Zur Theorie und Praxis der Auffütterung

Für die Volksentwicklung im Herbst inkl. Überwinterung ist es egal, ob die Völker mit Zuckerwasser, Sirup oder Futterteig aufgefüttert werden. Futterteig wird sehr viel langsamer abgenommen als Zuckerwasser und Sirup.

Während der Auffütterung wird Futter verbraucht. Unabhängig davon welches Futter gegeben wird  gilt als Faustformel: „1 kg Zucker (Trockensubstanz) ergibt 1 kg Winterfutter in den Waben“.

Der im Handel erhältliche Sirup hat einen Zuckergehalt von 75%. Bei seiner Verfütterung kann man davon ausgehen, dass aus 1 Liter (=1,4 kg) Sirup 1 kg Winterfutter entsteht.
1-Zargen-Völker sollten mit 12 kg Winterfutter, das entspricht 6 vollen Futterwaben, in den Winter gehen. Die futterfreie Fläche von etwa 4 Waben wird im Herbst für Brut und Pollen gebraucht. Dort richtet das Volk auch seinen Wintersitz ein. Bei 1-Zargen-Völker werden 2-4 Portionen gegen Mitte September über einen Zeitraum von zwei Wochen gegeben. Als Futtergefäße sind geeignet Futtertaschen und Schüsseln, die mindestens 5 Liter fassen und in eine auf das Volk gesetzte Leerzarge gehängt bzw. gestellt werden.

Bei 2-Zargen-Völkern muss man keine Sorge haben, dass ihr Raumbedarf für Brutnest und Wintersitz durch massives Füttern eingeschränkt wird. Sie können das notwendige Futter in einer Portion und früher erhalten. Dazu wird eine Stapelbox in die aufgesetzte Leerzarge gestellt. Das Volk wird mit einer Folie so abgedeckt, dass hinten (oder vorn) ein Spalt bleibt, durch den die Bienen an das gereichte Futter gelangen können. Die Folie beugt Wildbau in der Leerzarge vor.

Wenn das Futter nicht abgenommen wird, ist die Entfernung zwischen Bienensitz und Futtergefäß in der aufgesetzten Leerzarge zu groß. In solchen Fällen schaffe ich Abhilfe durch „Spur legen“ und hänge einen mit Futterlösung leicht angefeuchteten Lappen über den Rand des Futtergefäßes, ohne dass Futterlösung  in den Gitterboden tropft. Oder es wird eine Futtertasche (2 Waben breit, aus Kunststoff) neben den Bienensitz gehängt. Dort müssen dann zwei Waben weichen. Sie werden während der Fütterung in der aufgesetzten Leerzarge untergebracht.
Bienen können nicht schwimmen. Deshalb ist auf das Futter eine Schwimmhilfe (eine Schicht Gras, Korken, Kiefernzapfen, Zweigstücke) zu geben. Bei Futtergefäßen mit senkrechten und glatten Innenwänden ist auch eine Aufstieghilfe notwendig (ein über eine Wand gehängter Lappen oder in den Behälter eingelegtes Zweiggestrüpp). Futtergaben lösen Suchflüge aus. Deshalb wird nur abends Futter gegeben. Die Fluglöcher besonders von schwachen Völkern sind klein zu halten (Bild 1).

Zur Theorie und Praxis der Varroakontrolle im Herbst

Grundsätzlich geht jeder Behandlung eine Gemülldiagnose voraus. Eine Behandlung wird in Erwägung gezogen, wenn der natürliche Milbenfall im Laufe des Herbstes die Schadensschwelle von 10 Milben/Tag überschreiten könnte. Es wird behandelt, bevor mehr als 10 Milben/Tag ohne Behandlung fallen.

Wenn es warm genug ist kann die Behandlung mit Ameisensäure durchgeführt werden. Wenn es für die Ameisensäurebehandlung zu kühl ist und eine Behandlung dringend notwendig erscheint kommt Oxalsäure zum Einsatz. Weil mit ihr nur die auf den Bienen sitzenden Milben erreicht werden muss diese Behandlung in der Regel wiederholt werden. Zeitpunkt und Anzahl der Wiederholungen richten sich nach Befallsgrad und Brutstand.

Der durch die Behandlung ausgelöste Milbenfall wird durch Gemülldiagnosen erfasst, die mehrmals im Abstand von 3-5 Tagen durchgeführt werden. Zu beachten ist, dass die Ameisensäure auch in die verdeckelte Brut wirkt und die dort getöteten Milben erst beim Schlupf der behandelten Brut fallen. Dieser erhöhte Milbenfall kann bis zu 12 Tage nach Leerung der aufgesetzten mit Ameisensäure gefüllten Flasche dauern.

Auch bei Anwendung von Oxalsäure dauert es etwa 2 Wochen bis wieder ausschließlich natürlicher Milbenfall zu beobachten ist. Das Maximum des durch  eine Oxalsäurebehandlung ausgelösten Milbenfalls tritt meistens am zweiten oder dritten Tag nach der Behandlung auf. Wenn nach der Behandlung noch helle Milbenstadien im Gemüll auftreten ist das ein Indiz dafür, dass noch befallene Brut geschlüpft ist und mit ihr auch erwachsene Milben, die die Behandlung in der verdeckelten Brut überlebt haben.

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