Alles in Ordnung?

Diesen Beitrag teilen

In Kürze:

  • Ab und zu eine Gemülldiagnose durchführen!
  • Gewicht und Stärke der Völker kontrollieren
  • Bei Bedarf handeln
  • Bevor es frostig-kalt wird Mäuseschutz anbringen

Der Senf ist in Vollblüte. Die Efeublüte steht bevor. Das regnerische Wetter hat den Pollenvorrat in den Völkern stark schrumpfen lassen. Etliche sind bereits brutfrei oder fast brutfrei. Einen Hinweis gibt die Gemülldiagnose. Die Wachskrümel in der Windel verraten, wo das Volk sitzt, wie viele Wabengassen es  besetzt und ob noch Brut geschlüpft ist. Beim Schlupf von Brut fallen braune Wachsteilchen an und helle(re) Varroamilben, wenn die Brut befallen war. Wenn Futterzellen (über oder neben dem Bienensitz) geöffnet werden, landen hellgelbe Wachskrümel in der Windel. Gelbes Gemüll wird auch durch verlorene Pollenhöschen verursacht. In einer feuchten Windel verlieren sie rasch ihre Form und sind von Wachskrümeln schwer zu unterscheiden.

Bienenbeine und Bienenflügel in der Windel sind Folgen von Wespenbesuch. Das war/ist im Herbst 2013 häufig der Fall. Bei kühler Witterung zieht sich die Fluglochwache zurück. Dann können Wespen besonders frühmorgens ungehindert eindringen und zerstückeln noch im Stock am Boden liegende in der Nacht verstorbene oder altersschwache Bienen. Die „Leichenteile“ sind kein Grund, sich Sorgen zu machen. Sie sind auch in starken Völkern zu finden.

Sind die Völker schwer genug?

Oder wurde das nach Ameisensäurebehandlung im Oktober von oben gereichte Futter noch nicht abgenommen? Dann gilt: Wenn die Bienen nicht an den Futtertrog gehen, dann muss der Futtertrog näher an die Bienen. Für wenig Abstand zwischen Futter und Bienensitz sorgen.

Entweder: Futtergefäß(e) oder Futtertasche direkt neben dem Bienensitz stellen bzw. hängen. Dazu zwei Waben herausnehmen und vorübergehend in der aufgesetzten Leerzarge parken.

Oder: Futter in einer flachen Schale mit Schwimmhilfe im Gitterboden unter dem Bienensitz anbieten. 1-2 Liter werden von ausreichend starken Völkern quasi „über Nacht“ geleert. 1-2 Tage später kann nachgefüllt werden.

Wenn bei 2-Zargen-Völkern noch viel nachgefüttert werden muss, lohnt sich der Einsatz einer Futtertasche. Sie wird fast mittig in die untere Zarge platziert oder -ohne Herausnahme von Waben- in einer Leerzarge unter den beiden „Überwinterungszargen.“

Die Fütterung von unten kann leicht Räuberei auslösen. Das Flugloch auch bei starken Völkern einengen! Noch besser: In 2014 Spätsommer- und Herbstpflege besser „timen“.

Sind die Völker stark genug?

Die Überprüfung gelingt am besten bei kühlen Temperaturen, wenn die Völker in enger Traube sitzen und (noch) nicht fliegen. Man zählt von oben die von Bienen gut besetzten Wabengassen und betrachtet das Volk auch von unten nach Hochkippen der unteren Zarge. Bei ausreichend starken Völkern sind besetzte Wabengassen auch von unten leicht zu erkennen. Von unten zählt man meistens weniger besetzte Gassen als von oben. Als Regel gilt die Gleichung: „Von oben mindestens 4 Gassen gut(!) besetzt + von unten mindestens 2 = stark genug“. Es lohnt sich, eine solche Völkerkontrolle mit einer gleichzeitig durchgeführten Gemülldiagnose abzugleichen. Spurenlesen im Gemüll lernen!

Vereinigen und Umweiseln

Wenn ein Volk als zu schwach eingeschätzt wird, wird es mit einem anderen schwachen vereinigt. Einfach aufeinandersetzen. In der Regel überlebt die Königin des aufgesetzten Volkes. Man kann die Königin eines der beiden Völkchen auch herausfangen und mit ihr, wenn es eine Jungkönigin ist, ein Altvolk umweiseln. Das Umweiseln im Herbst gelingt relativ mühelos: die „Alte“ ‘raus, die „Neue“ unter Futterteigverschluss ‘rein. Doch müssen vorher beide gesucht und gefunden werden. Sie halten sich in der Regel in der Traubenmitte auf den Waben mit Brut auf. Auch in bereits brutfreien Völkern finden sich in ihrem Zentrum kleine Wabenflächen mit für die Eiablage vorbereiteten geputzten Zellen. Die Königin ist meistens in ihrer Nähe zu finden.

Man kann ein schwaches Volk auch vorübergehend über Absperrgitter auf einem besonders starken Volk parken. Es zieht allerdings nur Bienen von unten an, wenn es noch Brut pflegt. Nach 1-2 Wochen wird es wieder auf den eigenen Boden gesetzt. Damit es die durch Zuzug fremder Bienen gewonnene Stärke behält, muss es außerhalb des Flugkreises verbracht werden.

Wie ist es um den Varroabefall bestellt?

Im Frühherbst 2013 gab es mehrmals Gelegenheit, bei ausreichend warmer Witterung wirksam mit  Ameisensäure zu behandeln. Eine Gemülldiagnose zur Überprüfung des aktuellen Varroabefalls kann erst zwei Wochen nach Abschluss einer Ameisensäurebehandlung durchgeführt werden. Erst dann stellt sich wieder „natürlicher Milbenfall“ ein. Er sollte deutlich unter 5 Milben/Tag liegen. Beim Überschreiten dieser Schwelle wäre eine baldige Behandlung notwendig. Laut Wetterprognose soll es Ende Oktober sehr mild werden. Dann könnte man noch (einmal) mit Ameisensäure behandeln. Da viele Völker bereits brutfrei oder fast brutfrei sind, greift man besser zur Sprühbehandlung mit Milchsäure. Wie bei der Behandlung von brutfreien Ablegern im Mai/Juni wird jede mit Bienen besetzte Wabe gezogen und beidseitig eingesprüht. Das ist erheblich aufwändiger als eine Träufelbehandlung mit Oxalsäure. Doch wirkt diese nur gut genug, wenn die brutfreien Völker auch eng sitzen. Dazu muss gewartet werden, bis es frostig-kalt wird.

Rechtzeitig vorher den Mäusen den Zutritt in die Völker verwehren!

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.