Bienen und Wetter bisher normal. Wie das Fernsehen.

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Der Winter war bisher „normal mild“. Laut Wetterprognose soll es gegen bzw. ab Ende Januar deutlich kälter werden. Nachts Frost und tagsüber (im Westen) nur wenige Grad über Null.

Die Völker sind darauf vorbereitet. Sie haben die wärmenden Sonnenstrahlen der vergangenen Tage für Reinigungsflüge genutzt. Und auch, um im Stock für Ordnung zu sorgen. Futter wurde (und wird) umgetragen und Totenfall Richtung Flugloch und auch ins Freie geschafft. Da und dort haben sich Bienen auch im Pollensammeln an Hasel geübt.

Die Völker haben mit dem Brüten angefangen. Das tun sie immer nach dem Jahreswechsel. Die Witterung bestimmt den Brutumfang. Bei normalmilder Winterwitterung (Tagestemperaturen unter 10°) bleiben die Brutnester sehr klein. Sie sind sehr viel kleiner als Anfang Januar 2013, als um  die Jahreswende das Wetter „wie an Ostern“ war (und später – an Ostern – das Wetter wie an Weihnachten). Und dazwischen ein langer, frostig-kalter Spätwinter mit einer Tauwetterperiode Anfang März. Für Anfänger lohnt ein (Rück-)Blick in die Newsletter zum Jahresanfang 2013.

Der WDR hat am 18. Januar 2014 in Solingen den Bienenstand einer Imkerin besucht. Der Filmbericht „Bienen sind durcheinander“ ist (noch) in der Mediathek des WDR zu finden.

http://goo.gl/aSWf6g

Im Film wird ein 1-Zargen-Volk geöffnet. Beim Wegziehen der Folie ist zu erkennen, dass es in 6 Wabengassen sitzt. In der Wintertraube! Bei milder Witterung! Die Königin wird auf der zentralen Wabe gefunden und auch ein paar (!) verdeckelte Brutzellen im Traubenzentrum. Das Volk unterhält nur ein „Ausbildungsprogramm für Ammenbienen“ und ist (als 1-Zargen-Volk!) ausreichend mit Futter versorgt. Auch sonst ist Alles in Ordnung: heller Wabenbau! Kein Schleier notwendig. Keine Stiche in die Hände. Kein Grund zur Sorge.

Doch leider vermittelt der Film „Bienen sind durcheinander“ am Ende ein anderes Bild. Der Winter ist kein Winter. Wenn es wieder kalt wird, nimmt die Brut Schaden. Wenn es mild bleibt, drohe der Hungertod….

An den Völkern ist zurzeit nichts zu tun. Das gilt vor Allem für Imker mit gutem Gewissen. Das sind die Imker, die ihre Völker stark genug, ausreichend aufgefüttert, mit wenigen Milben eingewintert haben und sie „kalt“ (= über unten offenem Gitterboden) überwintern und darauf achten, dass ihre Fluglöcher nicht vom Wintertotenfall verstopfen oder verstopft sind.

Bei der Einschätzung des Futterverbrauches in den kommenden Wochen hilft immer wieder ein Klick ins Internet. Am Lehrbienenzentrum Hohenstein steht ein Volk auf einer Stockwaage steht, die täglich Daten ins Internet stellt.

Vom 23.12. bis zum 19.1. ist das Waagstockvolk 1,5 kg leichter geworden. Das sind im Durchschnitt etwa 50 g pro Tag (oder 160 mit Futter gefüllte Zellen). Wenn ein Volk viel brütet wird es täglich mehr als 100 g Futter verbrauchen und mehr als 300 Futterzellen leeren.

Der nächste Newsletter erscheint, sobald die kurzfristige Wetterprognose Frühlingserwachen ankündigt.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.