Der Mai ist gekommen, die Bäume schlugen aus (nicht nur) an „Rhein und Ruhr“ bereits im April

Die Kippkontrolle wird demonstriert

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Die Lage in Kürze:

  • Alle Jahre wieder Anfang Mai: Ringsum „steht“ die Natur seit Wochen in Blüte.
  • Das beständige Aprilwetter hat dazu geführt, dass die (stärkeren) Völker bereits zum 1. Mai (mindestens) einen Honigraum voll haben.
  • Bei den an oder nach einem Tag mit guter Tracht durchgeführten Kippkontrollen war die obere Brutraumzarge immer sehr schwer (=gut verhonigt).
  • Die frühe Erweiterung und die Aufzucht von Drohnenbrut im früh gegebenen Baurahmen haben bisher die gewünschte Wirkung gezeigt. Nur wenige Völker wollten schon im April schwärmen. Das kann sich im Mai ändern. Es gilt: vorbeugen und verhindern ist besser als fangen. Deshalb sind regelmäßige Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen notwendig.
  • Die Zeit der Völkervermehrung hat begonnen.

Die Honigbiene ist wie kein anderes Nutztier von ihrer Umwelt abhängig. Die Umwelt der Honigbiene wird geprägt von dem Trachtangebot im Flugkreis, von der Witterung und vom Wetter. Das Wetter war bereits im April meist „maienhaft“. Laut langfristiger Wetterprognose soll der Mai 2020 –gemessen an seinem Vorgänger– eher „aprilartig“ werden.

Der April 2020 war laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sehr sonnig und sehr trocken. (https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2020/20200429_deutschlandwetter_april2020_news.html). Doch gab es Unterschiede zwischen den Bundesländern, die sich auch in der Phänologie bemerkbar machten.  Der DWD  nennt heute, am 1.Mai für „Winterraps: Blühbeginn, Mittlere Beobachtungstermine in Deutschland“ bei einer Meldequote von 78% den 12. April als Blühbeginn für den Winterraps in 2020. Dieser Termin lag damit 3 Tage früher als in 2019. In 2007 und in 2014 begann die Winterrapsblüte noch früher (Abb. 1). Man kann auf der entsprechenden DWD-Seite die 16 Bundesländer durchklicken.

(https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_sta/phaenosta.html).

Sehr informativ ist die am 1. Mai erstellte „Deutschlandkarte“,  auf der der Blühbeginn 2020 farblich differenziert dargestellt ist. Man erkennt mit einem Blick, dass die Rapsblüte im westlichen Teil Deutschlands –vom tiefen Süden bis zum hohen Norden– früher begonnen hat als im östlichen Teil von Bayern bis Schleswig-Holstein. Relativ besonders spät begann die Rapsblüte in den Hochlagen (Abb. 2).

Ähnliche Eindrücke hinterlässt auch der Blick auf den Blühbeginn anderer Kulturen in 2020 wie Süßkirsche und Apfel. Beim Winterraps wird auch das Blühende erfasst. Diesbezüglich gingen beim DWD in 2020 bis zum 30. April fünf Meldungen ein  (etwa hundert werden erwartet),  vier aus dem Rheintal in Baden und Südhessen, eine aus dem württembergischen Neckartal.  Mit der Rapsblüte wird auch die Frühjahrstracht zu Ende gehen, die besonders in den wärmeren Tallagen von Main, Rhein  und Ruhr hohe Zunahmen beschert hat.

Abb. 1: Die mittleren Beobachtungstermine in Deutschland für den Blühbeginn beim Winterraps im Zeitraum 1992 bis 2020 bei einer Meldequote von 78%.  Der Klimawandel ist zu erkennen. Quelle: Deutscher Wetterdienst.

Abb. 2: Der Blühbeginn beim Winterraps streute in 2020 zwischen dem 18. März und dem 26. April. Am 26. April lag die Meldequote bei 79%. Die frühesten Meldungen wurden vor dem 4. April abgegeben und stammen aus dem Rheintal in NRW, Baden und Südhessen.  In den Hochlagen der Mittelgebirge begann die Rapsblüte etwa drei Wochen später. Dort sollte die Rapstracht auch länger anhalten. Quelle: https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_akt/phaenoakt.html.

Wer den Trachtverlauf während der Rapsblüte überprüfen will kann sich dafür geeignete TrachtNet-Waagen aussuchen. Es stehen viele Waagen in den Tälern von Rhein, Main, Mosel, Lahn und Ruhr und einige auch in höheren Lagen  der Mittelgebirge (Abb. 3).  In 2020 wird es interessant sein, nach der Frühjahrstracht auch die Sommertracht zu beobachten und diverse Waagen miteinander zu vergleichen.

Abb. 3: Die aktuellen TrachtNet-Waagen in Deutschland. Die Mehrzahl ist in Rheinland-Pfalz, in Bayern und in Nordrhein-Westfalen am Niederrhein aufgestellt. Die Karte lässt sich –auf der unten stehenden Internetseite aufgerufen– verschieben und auch so vergrößern, dass jede Waage angeklickt und ihre aktuellen Werte abgerufen werden können.  Als Beispiel wurden die Tageswerte der Waage 1276 kopiert (Abb. 4).

https://www.bienenkunde.rlp.de/Internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp?src=7DE6581RTC&p1=510TV6HBBL&p3=5PW3P32TF7&p4=HY3576SY58

Abb. 4: Die Tageswerte der am Bienenmuseum in Duisburg stehenden TrachtNet-Waage 1276 im März und April 2020. Die blaue Kurve ist an der rechten y-Achse abzulesen. Sie gibt das Gesamtgewicht des Bienenvolkes an, das in zwei Zargen sitzend über- und ausgewintert hat und am 6. April und am 12. April um etwa 11 kg bzw. 9 kg schwerer wurde, als es den Honigraum über Absperrgitter erhielt und 6 Tage später die zweite Honigraumzarge.

Die roten Balken sind an der linken y-Achse abzulesen. Sie dokumentieren die täglichen Gewichtsveränderungen, die ausschließlich durch Eintrag von Nektar und Pollen und durch Zehrung zustande gekommen sind.

Was tat sich am Bienenstand im April, was ist im Mai zu tun?

Die ersten Völker  –wenn auch nur wenige– sind Mitte April in Schwarmstimmung geraten. Bei der Mehrzahl hat die frühe Erweiterung in Verbindung mit dem Einhängen des Baurahmens vorbeugend gewirkt. Ein solcher Effekt ist auch von den folgenden Eingriffen, dem Schneiden der Drohnenbrut und vom ersten sanften Schröpfen zu erwarten, wenn diese Maßnahmen frühzeitig erfolgen, wie es am Bienenstand CD geschehen ist (Tab. 1). Lediglich bei einem der 16 dort stehenden Völker wurde am 27. April bei der Kippkontrolle eine bestiftete Schwarmzelle entdeckt und bei der folgenden Kontrolle aller Brutraumwaben keine weitere. Das betreffende Volk Nr. 6 ist noch nicht einmal das stärkste Volk am Stand, was wieder einmal zeigt, dass während der Schwarmzeit alle Völker, nicht nur die stärksten, fortlaufend zu kontrollieren sind.

Nach der Völkerkontrolle und dem Schröpfen wurde vier Völkern die zweite Honigraumzarge gegeben, so dass 8 von 16 Völkern mit zwei Honigraumzargen in den Mai gestartet sind. Die nächste Kippkontrolle steht am 4. Mai an. Bis dahin soll das Wetter laut Wetterprognose vom 1. Mai wechselhaft und regnerisch bleiben (https://www.wetteronline.de/wettertrend/bochum) und nach einem sommerlichen Intermezzo am 6., 7. und 8. Mai  wieder kühl werden. Ob diese Prognose zutrifft? Wir werden es erleben.

Die Schwarmzeit hat Mitte April begonnen. Bis Ende Juni sind Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen durchzuführen. Wenn die Kippkontrolle zum Befund „in Schwarmstimmung“ führt, muss das betreffende Volk „durchgeschüttelt“ werden. Dabei wird jede Wabe des Brutraumes gezogen und auf beiden Seiten besonders an den Wabenrändern genau inspiziert. Alle Schwarmzellen werden zerstört. Das Ergebnis der Durchsicht wird in einem Protokoll festgehalten und zu Hause in eine Excel-Tabelle eingetragen (Tab. 1).

Wenn der beim Aufsetzen des Honigraumes gegebene Baurahmen mit verdeckelter Drohnenbrut gefüllt ist, wird dieser entnommen und gegen einen leeren getauscht oder ausgeschnitten. Die ausgeschnittene Drohnenbrut wird in einer verschließbaren Box gesammelt und später eingeschmolzen.

Mit dem Schröpfen von „Brutbrettern“ (mit viel verdeckelter Brut) und ihren ansitzenden Bienen (und ohne Königin!) kann dem Auftreten von Schwarmstimmung begegnet werden.

1 Brutbrett + 1 Futterwabe + 1 Mittelwand = 1 Brutableger. Auf dem Brutbrett sollte auch etwas jüngste Brut zum Nachschaffen sein. Bei schwachem Bienenbesatz des Brutbrettes werden die Bienen von einer zweiten (Brut-)Wabe –willkommen ist auch der Bienenbesatz der entnommenen Drohnenbrutwabe–  in die vorbereitete Ablegerkiste dazu geschüttelt. Beim geschröpften Volk kommt an die Stelle des entnommenen Brutbrettes eine Mittelwand. Der Brutableger wird außerhalb des Flugkreises mit kleinem Flugloch aufgestellt. Für den Transport werden die drei an eine Seite gehängten Waben mit zwei Pinnwandnägeln arretiert.

Wer viele Völker hat (mehr als 6) bildet mit den geschröpften Brutwaben und Bienen einen Sammelbrutableger und startet mit ihm die „Völkervermehrung in vier Schritten“ mit integrierter Königinnenaufzucht.

Jungvölker, die bisher nur in einer Brutraumzarge sitzen und Mitte April über Absperrgitter den Honigraum erhalten hatten, werden nach unten erweitert, auch wenn auch bei ihnen der Honigraum noch (fast) leer ist. Im Unterboden errichteter Wildbau wird vorher entfernt.

Tab. 1. Protokoll der Völkerkontrolle am Bienenstand CD vom 27. April. Die Anzahl der von Bienen besetzten Wabengassen wird mit einem Blick von oben in jede Zarge beurteilt. Diese Einschätzung wird beim Abheben oder Ankippen einer Zarge mit einem Blick von unten überprüft.

Die Zargen I und II bilden den Brutraum, die Zargen III und IV den Honigraum. Beim Trennen der Zargen wird das Verhalten der Bienen mit Noten beurteilt (Notenschlüssel in Tab. 2) und erst danach bei Bedarf der Raucher eingesetzt.  In der Spalte „Schwarmzellen“ wird die Anzahl der gefundenen Schwarmzellen eingetragen und dabei zwischen  „mit Ei“/„ mit Larve“/„bereits verdeckelt“ unterschieden.

14 Völker wurden geschröpft. Mit den geschröpften Waben wurden zwei  Sammelbrutableger gebildet, die an einem anderen Bienenstand aufgestellt wurden. Bei allen Völkern war der am 8. April gegebene Baurahmen ausgebaut und mit Drohnenbrut gefüllt. Bei 13 Völkern wurde die überwiegend verdeckelte Drohnenbrut geschnitten. Bei dem Volk 16 war das bereits am 20. April gemacht worden. Sein Baurahmen war wieder ausgebaut und mit Drohneneiern und Drohnenlarven belegt. Vier Völker erhielten die zweite Honigraumzarge.

Tab. 2. Der Notenschlüssel für die Beurteilung des Verhaltens der Bienen eines Volkes. Die Noten werden bei jeder Völkerkontrolle gegeben und am Ende des Bienenjahres ausgewertet. Das Ergebnis wird bei der Auswahl der potenziellen Zuchtmütter berücksichtigt.

Noch eine Mitteilung zum Schluss. Die 4. Auflage von „Einfach imkern“ mit der unten stehenden Titelseite ist gedruckt. Das Buch hat 228 Seiten mit 10 Zeichnungen und 33 Farbfotos. Die Bücher werden am kommenden Montag ausgeliefert und ab dann per Post mit Rechnung  verschickt. Ein Exemplar kostet  € 19,80 incl. Versand. Sammelbestellungen sind auch möglich. Anfragen und Bestellungen bitte an meine e-mail-Adresse [immelieb(at)t-online.de].

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Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.

5 Kommentare zu "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlugen aus (nicht nur) an „Rhein und Ruhr“ bereits im April"

  1. Suuper… darauf wartet die Welt =)

  2. Guten Tag
    Einfach eine Klasse für Sich.Alles Gute & bleib xund.Einfach gut.R.E

  3. L.A
    Guten Tag

    Immer gut die Beiträge, sehr informativ, ich hoffe,dass sie noch viele Beiträge schreiben. Bleiben Sie gesund. L.A

  4. Hallo Herr Liebig,
    Wieder mal ein prima Artikel. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auf ihre Artikelserie in der “Bienenpflege 2019“ beziehen. Ich finde es nicht gut, dass der diesjährige Artikelschreiber polemisierend fast das Gegenteil schreibt. Für unsere Neuimker verwirrend. Und abschliessend freue ich mich auf Ihr Buch.

  5. Sehr geehrter Hr. Dr. Liebig, herzlichen Dank für ihre laufenden praxisbezogenen Informationen!
    Freue mich auf ihr Buch!
    mlG! Johann

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