Völker füttern und Milben zählen

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In Kürze

  • Das Wetter: Ende August war es hochsommerlich warm. Die dann durchgeführten Ameisensäurebehandlungen sollten gut gewirkt haben.
    Der Herbst hat (sehr) kühl begonnen. Gegen Mitte September soll es wieder wärmer werden.
  • Die Völker: Die 2-Zargen-Völker (= Altvölker) werden in einem Rutsch aufgefüttert, die 1-Zargen-Völker (= Jungvölker) in kleinen Portionen. Schwimmhilfe und Aufstieghilfe nicht vergessen!
    Während der Auffütterung bzw. 2 Wochen nach der Augustbehandlung wird der Varroabefall von Alt- und Jungvölkern durch eine Gemülldiagnose überprüft.
    Nach der Auffütterung werden die Altvölker ein zweites Mal mit Ameisensäure behandelt und die Jungvölker das erste Mal.
  • Die Tracht: Da und dort wird das Springkraut beflogen, was leicht zu erkennen ist, wenn die Bienen nach dem Blütenbesuch weiß bepudert zurückkommen.  Nicht überall wird auch Nektar eingetragen!

Hinweise für die Winterauffütterung

Welches Futter?

Für die weitere Volksentwicklung incl. Überwinterung ist es egal, ob die Völker mit Zuckerwasser, Sirup oder Futterteig aufgefüttert werden. Zuckerwasser und Sirup werden schneller abgenommen als Futterteig.
Während der Auffütterung wird Futter verbraucht. Unabhängig davon welches Futter gegeben wird  gilt als Faustformel: „1 kg Zucker (Trockensubstanz) ergibt 1 kg Winterfutter in den Waben“.
Der im Handel erhältliche Sirup hat einen Zuckergehalt von 75 %. Bei seiner Verfütterung kann man davon ausgehen, dass aus 1 Liter Sirup 1 kg Winterfutter entsteht.

Futtermenge und Anzahl der Futtergaben

Die Anzahl der Futtergaben richtet sich nach der Größe des Futtergefäßes und nach der Wabenzahl der besetzten Beute.
1-Zargen-Völker sitzen auf 10 Zanderwaben und erhalten weniger Futter als 2-Zargen-Völker (mit 20 Zanderwaben).
1-Zargen-Völker sollten mit 12 kg Winterfutter (das entspricht 6 vollen Futterwaben) in den Winter gehen. Die Fläche von 4 Waben wird im Herbst für Brut und Pollen gebraucht. Dort richtet das Volk auch seinen Wintersitz ein.
2-Zargen-Völker sollten nach der Auffütterung einen Vorrat von 16 kg (oder etwas mehr) haben.

Wenn bereits vor der Auffütterung feststeht, dass und welche Völker im Oktober vereinigt werden (z.B. die beim „Teilen und behandeln“ entstandenen „Brutvölker“ mit ihren „Fluglingen“), dann werden diese so aufgefüttert, dass das sie nach der Vereinigung mindestens 16 kg Futter haben.

1-Zargen-Völker erhalten ihr Winterfutter in 2-4 Portionen ab Mitte September über einen Zeitraum von zwei Wochen. Als Futtergefäße sind geeignet Futtertaschen und Schüsseln, die mindestens 5 Liter fassen und in eine auf das Volk gesetzte Leerzarge gehängt bzw. gestellt werden. Das Volk wird mit einer Folie so abgedeckt, dass hinten (oder vorn) ein Spalt bleibt, durch den die Bienen in die Leerzarge und damit an das gereichte Futter gelangen können. Die Folie beugt Wildbau in der Leerzarge vor.
2-Zargen-Völkern kann das Winterfutter in einer Portion gegeben werden. Gut geeignet sind Stapelboxen.

Wann hat ein Volk genug Futter?

Durch Anheben des Volkes (von hinten genügt) kann man beurteilen, wie schwer bzw. ob ein Volk schwer genug ist. So lässt sich auf jeden Fall das leichteste Volk herausfinden.
Die Überprüfung des Gewichtes gelingt auch mit einer Kofferwaage. Man kann die Völker damit von hinten und von vorne wiegen und addiert die beiden Gewichtszahlen. Es genügt aber auch die Wägung von hinten und den so ermittelten Wert zu verdoppeln. Wenn die Völker in einer Einfachbeute (aus Weymouthskiefernholz, 10 Zanderwaben pro Zarge, mit Blechhaube) untergebracht sind, sollten  1-Zargen-Völker nach der Auffütterung etwa 28 kg wiegen und 2-Zargen-Völker 42 kg.
Wem diese Richtwerte nicht genügen und wer ohne Waage auskommen will kann auch den Futtervorrat des leichtesten Volkes mit der „Achtelmethode“ genau erfassen und danach den Vorrat der schwereren Völker beurteilen. Beim Schätzen hat man auch wieder Gelegenheit, Bienen und Königin hautnah zu erleben.

Es klappt nicht immer auf Anhieb!

Futter wird nicht abgenommen!

Dann ist die Entfernung zwischen Bienensitz und Futtergefäß in der aufgesetzten Leerzarge zu groß.
Abhilfe durch „Spur legen“, ohne dass Futterlösung  in den Gitterboden tropft. Einen mit Futterlösung (Sirup oder Zuckerwasser) leicht angefeuchteten Lappen über den Rand des Futtergefäßes hängen.
Oder Futtergefäß näher an den Bienensitz bringen, z.B. Futtertasche (2 [!] Waben breit; dicht [!], deshalb aus Kunststoff) an den Rand der von Bienen besetzten Zarge hängen. Zwei Waben müssen weichen. Sie werden während der Fütterung in der aufgesetzten Leerzarge untergebracht.
Damit die neben dem Bienensitz gehängte Futtertasche leichter gefunden wird, ein Ästchen in Sirup tauchen und als Brücke quer über die Rähmchen legen. Mit Folie abdecken und Innendeckel verkehrt auflegen.

Bienen dürfen nicht ersaufen!

Deshalb auf das Futter eine Schwimmhilfe (eine dichte Schicht von Korken, Kiefernzapfen, passend geschnittene oder gebrochene Zweigstücke oder Pflanzenteile, Gras) geben.
Bei Futtergefäßen mit senkrechten und glatten Innenwänden ist auch eine Aufstieghilfe notwendig (ein über eine Wand gehängter Lappen oder in den Behälter eingestelltes Zweiggestrüpp).

Fütterung soll keine Räuberei auslösen!

Nach der Futtergabe nimmt der Flugbetrieb zu, sobald das Futter entdeckt wird. Deshalb abends Futter reichen. Fluglöcher von schwachen Völkern klein halten.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.