Das Wetter fuhr und fährt Achterbahn auch an Rhein und Ruhr. Nach dem durchgehend relativ milden Januar begann der Februar mit einem kurzen Vorfrühling. Diesem folgte ein massiver Kälteeinbruch mit fast wochenlangem Dauerfrost bis Mitte Februar (Abb. 1).
Danach wurde es deutlich wärmer. Sehr eindrucksvoll ist der Anstieg der Tageshöchsttemperatur an der Wetterstation Essen von ─6° C am 8. Februar auf +19° C am 25. Februar. Im gleichen Zeitraum stieg die Tagestiefsttemperatur von ─12° C auf +12° C.
In den drei Wochen danach war es fast durchgehend kühl. In dem Zeitraum vom 27. Februar bis zum 22. März wurde es an der Wetterstation Essen tagsüber nur an vier Tagen wärmer als 10° C.
Pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang am 20. März startete der Frühling ein zweites Mal und legt etwa zwei Wochen später erneut eine Pause ein; denn laut der Wetterprognose vom 2. April soll es nach Ostern wieder deutlich kälter werden und bis Mitte April kühl bleiben. Eine Bauernregel sagt: „April, April, der macht was er will“. Aus dem Temperaturverlauf kann geschlossen werden, dass in 2021 bereits im Februar und März Aprilwetter herrschte (Abb. 1).
Abb.1: Der Temperaturverlauf an der Wetterstation Essen von Anfang Januar bis zum 1. April mit der Prognose vom 2. April für die Zeit bis zum 18. April.
Quelle: https://www.wetteronline.de/wetterdaten/bochum
Bienenvölker und Wetter im Frühjahr
Bei der inzwischen über drei Jahrzehnte lang durchgeführten ganzjährigen Beobachtung der Volksentwicklung bei jährlich weit mehr als 100 Völkern an kalten und an warmen Standorten kann eine genaue Vorstellung abgeleitet werden, wie und nach welchen Regeln sich Völker in den vier Jahreszeiten entwickeln. Sie richten sich immer (auch) nach dem Wetter!
In der Regel beginnen Bienenvölker bereits im Januar mit dem Brüten. Brüten bedeutet primär „Herstellen von Larvenfutter“ durch die Ammenbienen. Das ist besonders anstrengend und verkürzt das Leben.
Das „Warmhalten“ der Brut ist zwar auch wichtig, denn das Brutnest muss Tag und Nacht gleichmäßig warm (zwischen 34° und 35° C) gehalten werden, doch gelingt das dazu notwendige Heizen in den Wabengassen mit Brut mühelos; denn diese Wabengassen sind dicht von Bienen besetzt und alle Bienen beteiligen sich an der Wärmeproduktion. Spezielle „Heizerbienen“ braucht es nicht dazu.
Zur Produktion von Futtersaft mobilisieren Winterbienen ihren Fetteiweißkörper. Bienen, die diese Reserve nicht (mehr) haben, greifen zu dem in den Waben brutnestnah und unter dem Winterfutter gelagerten Pollenvorrat. Für die Aufzucht einer Arbeiterin wird etwa der Inhalt einer Pollenzelle benötigt. Je mehr Eier die Königin gestiftet hat, desto mehr Futtersaft muss zur Dauerversorgung der Larven produziert werden. Wenn von draußen nicht fortlaufend Pollen in ausreichender Menge eingetragen wird kann keine oder nur wenig Brut aufgezogen werden.
Sobald die Witterung einen mehr oder weniger kontinuierlichen Polleneintrag erlaubt, dehnen die Bienenvölker ihr Brutnest rasch aus. Wenn fast jeden Tag Flugwetter herrscht, nimmt die Anzahl der Brutzellen im März und April in der Regel linear zu. Das Brutzellen-Bienen-Verhältnis kann noch im März den Wert 1 überschreiten. Mit dem Schlupf dieser Brutmenge setzt ein deutliches Anwachsen der Bienenzahl ein, was in der Regel mit dem Blühbeginn der Süßkirsche zusammenfällt.
Über den aktuellen Stand der Pflanzenentwicklung kann man sich jederzeit beim Deutschen Wetterdienst informieren, siehe https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_akt/phaenoakt.html
Während der Wachstumsphase bedingen sich Bienenzahl und Brutumfang gegenseitig. Es gilt: „je mehr Bienen, desto mehr Brut“ und „je mehr Brut, desto mehr Bienen“. Diese Abfolge setzt voraus, dass für die Brutpflege immer genügend Pollen vorhanden ist. Sie endet, wenn das Brutmaximum von ca. 40.000 Brutzellen erreicht ist.
Der im Bereich des Brutnestes eingelagerte Pollen hat während der Brutperiode eine Verweildauer von maximal einer Woche. Kälteeinbrüche im Frühjahr können über Pollenmangel eine Stagnation oder Einschränkung der Brutentwicklung zur Folge haben.
Wenn es an vielen aufeinanderfolgenden Tagen tagsüber kühler als 10° C bleibt, sodass kein Polleneintrag stattfindet, stellt ein Bienenvolk das Brüten ein, sobald der vorher in Warmzeiten angelegte Pollenvorrat verbraucht ist. Larven werden nicht mehr gefüttert. Es kommt zum „Brutkannibalismus“. Die jüngeren Larven werden aufgefressen und „recycelt“, um die älteren Larven, die kurz vor der Verdeckelung stehen, noch ausreichend versorgen zu können.
Die bereits verdeckelte Brut wird bis zu ihrem Schlupf gewärmt. Die beim Schlüpfen frei werdenden Zellen werden aber nicht sofort wieder bestiftet, wie es im Frühjahr bei ausreichender Pollenbevorratung üblich ist, sondern erst, wenn die Ammenbienen wieder Zugriff auf Pollen haben. Es entsteht eine Brutlücke bzw. ein „Brutknick“, der 3 Wochen später einen „Bienenknick“ zur Folge hat, weil dann der tägliche Abgang an alten Bienen größer als der Bienenzugang durch den Schlupf junger Bienen.
Man kann davon ausgehen, dass die Völker wie jedes Jahr auch in 2021 im Januar bereits etwas Brut angelegt haben. Während des frühen Vorfrühlings Anfang Februar war Polleneintrag möglich, was die Bienenvölker veranlasst hat, das Brutnest noch im Wintermonat Februar auszudehnen.
Als dem Vorfrühling die frostige bis Mitte Februar anhaltende Kälteperiode folgte war der vorher angelegte Pollenvorrat rasch verbraucht. Die Ammenbienen mussten die Produktion von Larvenfutter einstellen. Das führte zu einer „Brutpause“, in der die Königin etwa 10 Tage lang sehr wenige oder keine Eier legte. Sie begann damit erst wieder mit der Rückkehr des Vorfrühlings nach Mitte Februar. Bei in der dritten Februardekade durchgeführten Völkerkontrollen wurde nur offene Brut angetroffen, die aus Eiern und jüngsten Larven bestand. Verdeckelte Brut und ältere Larven fehlten.
Diese Situation wiederholte sich bedingt durch die zweite Kälteperiode in der ersten und zweiten Märzdekade, in der es zwar nicht so kalt wurde wie in der ersten im Februar, die aber länger dauerte, was dazu führen wird, dass 3 Wochen später keine oder wenige Bienen schlüpfen werden.
Die Bienenzahl der Völker wird erst (wieder) deutlich anwachsen, wenn die in der dritten Märzdekade angelegte Brut schlüpft. Das ist in der zweiten Aprildekade der Fall sein, wenn laut aktueller Wetterprognose die dritte Kälteperiode zu Ende geht und dann Kirschen, Löwenzahn und andere Nektarspender in voller Blüte stehen. Dann werden auch die TrachtNet-Waagen fortlaufend an Gewicht zunehmen, wie das in den beiden Vorjahren der Fall war (Abb. 3).
Was ist am Bienenstand zu tun?
Bevor die Massentracht beginnt erhalten Zwei-Zargen-Völker den Honigraum über Absperrgitter und gleichzeitig einen Baurahmen, der in die obere Brutraumzarge an Position 2 oder 9 (bei 10 Waben-Zargen) gehängt wird. Dazu wird eine Randwabe entnommen. Wenn sie Winterfutter enthält wird sie für die ab Ende April anstehende Ablegerbildung aufbewahrt.
Wenn in der oberen Zarge des Brutraumes noch weitere Randwaben viel Winterfutter enthalten und keine Brut und keinen frisch eingetragenen Pollen, werden auch diese entnommen und gegen Mittelwände ausgetauscht. In der Regel braucht man nur eine oder zwei. Diese Mittelwände werden ins obere Brutnest gehängt; und zwar jede zwischen zwei zentrale Brutwaben. Das gewährleistet ihren raschen Ausbau und rasche Bestiftung. So wird das Brutnest oben in die Breite gezogen; dann wird der Honigraum über dem Absperrgitter besser angenommen.
Völker, die immer noch auf einer Zarge sitzen, weil sie schwach aus dem Winter gekommen oder noch nicht „in Schwung“ sind, können ihre erste Erweiterungszarge über Absperrgitter (und damit als Honigraum) erhalten. Zuvor wird in der Überwinterungszarge eine Randwabe gegen den Baurahmen ausgetauscht. Der Baurahmen kommt entweder in Position 2 oder 9. Etwa 1-3 Wochen nach dieser ersten Erweiterung werden diese Völker ein zweites Mal und dann „nach unten“ erweitert, und zwar bevor sie beginnen, den Gitterboden mit Wildbau zu füllen.
Dr. Gerhard Liebig, Bochum am 3. April
„Das TrachtNet Deutschland ist ein Gemeinschaftsprojekt des rheinland-pfälzischen Fachzentrums für Bienen und Imkerei Mayen, der Agrarmeteorologie Rheinland-Pfalz und dem bayrischen Institut für Bienenkunde und Imkerei Veitshöchheim.“ So steht es auf der Website, die man mit folgendem Link öffnen kann: https://dlr-web-daten1.aspdienste.de/cgi-bin/tdsa/tdsa_client.pl.
In Deutschland sind seit 2020 über 450 TrachtNet-Waagen in Betrieb, 2018 waren es etwa 250 und 2019 etwa 350. Über den oben stehenden Link ist es möglich, jede Einzelwaage in einem gewählten Zeitraum anzuklicken (Beispiel in Abb. 2 und Abb. 3) und sich anhand von Mittelwerten der Bundesländer, von Regierungsbezirken und Landkreisen zu informieren, wo es wann wie gut (oder schlecht) gehonigt hat. Die an Rhein und Ruhr aufgestellten Waagen werden in Abb. 4 vorgestellt.
Abb. 2: Die Gewichtsveränderungen der TrachtNet-Waagen 1276 und 1434 im Januar, Februar und März 2021. Die Waage 1276 steht am Bienenstand des Bienenmuseums Duisburg (BiMuDU) und ist seit April 2019 in Betrieb (vgl. Abb. 3). Die Waage 1434 steht am Lehrbienenzentrum (LBZ) Hohenstein bei Witten und meldet seit dem 24. Januar 2021, als noch Schnee auf dem Volk lag, der an den folgenden Tagen abtaute, sodass das Volk fast 3 kg leichter wurde Am 7. und 8. Februar schneite es erneut und am LBZ stärker als am BiMuDU. Der Schnee blieb etwa eine Woche lang auf den Beuten liegen, als es auch tagsüber frostig kalt war (vgl. Abb. 1).
Zweimal –Anfang und Ende März – setzte am BiMuDU die Tracht so stark ein, dass der Waagstock 1276 deutlich schwerer wurde. Der Waagstock 1434 am LBZ hat nur am letzten Märztag und am 1. April zugenommen. Man kann gespannt sein wie es weiter geht. Es lohnt auch ein Vergleich mit anderen TrachtNet-Waagen, die in der Region stehen (Abb. 4), nicht nur in 2021, sondern auch in 2019 und 2020.
Abb. 3: Die Gewichtsveränderungen der Waage 1276 zeigen den Trachtverlauf in den Jahren 2019 und 2020. In den beiden Vorjahren setzte die Frühjahrstracht Anfang April ein und hielt etwa 4 Wochen an. In 2020 war sie mit einem Plus von etwa 40 kg fast doppelt so gut wie in 2019, als das Volk nur 15 kg schwerer wurde. Die Sommertracht dauerte ebenfalls etwa 4 Wochen von Anfang Juni bis Anfang Juli und sorgte 2019 und 2020 für eine Zunahme von etwa 30 kg.
Abb. 4: Lageplan der im Rhein-Ruhr-Gebiet stehenden TrachtNet-Waagen . Der Kartenausschnitt wurde per Screenshot aus der Karte ausgeschnitten, die die Standorte aller in Deutschland aufgestellten TrachtNet-Waagen zeigt. Diese Karte ist zu finden unter: https://www.bienenkunde.rlp.de/Internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp?src=7DE6581RTC&p1=510TV6HBBL&p3=5PW3P32TF7&p4=HY3576SY58.
Dort können von jeder Waage Tageswerte und Stundenwerte abgerufen werden. Die Vielzahl der vorhandenen Daten macht es möglich, viele Betrachtungen über Sammelverhalten und Sammelleistung eines Bienenvolkes anzustellen.
Servus Bo-BI7
Ein Huhn legt im Jahr ca.
33o Eier hoch gezüchtet.
In einer Kaltwetterlage,beim Brutstillstand,legt die Königin wieder schon einpaar Tage vorher.Merkt Sie,das gutes Wetter kommt?
Durch was wird Sie dazu angeregt. Fütter von Bienen. So habs ich halt schon offt festgestellt.
Griss’de bleib xund&fit
R.E.
Hallo R.E.,
stimmt! Das habe ich auch so festgestellt. Für die Königin ist jederzeit genügend Futter da. Sie wird auch gefüttert, wenn kein Pollen vorhanden ist und legt Eier. Bei Pollenmangel erhalten die aus den Eiern schlüpfenden Larven keine Futter und werden wie beschrieben gefressen, so dass Eier immer da sind. Wenn der Frühling wiederkommt und sofort Pollen eingeholt werden kann sind 3 Tage gewonnen.
Herzlichen Dank für die hilfreichen Ausführungen.
Frohe Ostern
Lieber Gerhard, das, was ich suchte, fand ich in Gänze, und wenn es a) Bestätigung war, b) mir meinen Fehler vermittelte und, was noch wichtiger war: bb) Hilfestellung und Rat aufzeigte. Bitte weiter so, Frederic
Lieber Gerhard, die Informationen auf der Webseite sind wirklich super. Ich habe viel davon gelernt.
Eine Frage zu Blüten&Nektar: Ist der Nektargehalt der unterschiedlichen Blüten von Temperatur abhängig? Wenn ja, wo findet man solche Information? Ich habe nur gehört, dass z.B. Akazien erst ab 20 Grade Nektar liefern. Stimmt es? Was ist mit anderen Blüten?
Vielen Dank im Voraus
Jane
Hallo Herr Dr. Liebig, ich habe mich an ihre Angaben gehalten und den Honigraum zur Kirschblüte aufgesetzt. Trotz kaltem Wetter sagten Sie bzw. Frau Dr. Aumeier es gibt kein zu Früh, sondern nur ein zu Spät. Jetzt musste ich feststellen, dass auf den durch die Kälte unbesetzten Waben (also dem gesamte Honigraum) die Oberträger meiner Rähmchen durch Kondenswasserbildung komplett angeschimmelt sind. Meiner Meinung nach gibt es wohl doch ein zu Früh, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Gruß Michael
Servus Dr. GERHARD LIEBIG
NACH NASENBOHRER TEST
JETZT auch noch Drohnen borer Flugloch TEST
Aber nur wenn mann keine Spechtflugloch hat!!! damit die Drohnen im 2ten.Volk über Absperrgitter,!! abfliegen können.
Bezug auf schwäche Völker sanieren.
Einfach Imkern ist so doch nicht mehr auszuführen.
Ja ist nur TEST.
Die Kätzin hat Junge und hat Zugang zur Heubühne unten an derTür ein Durchgang für die Kätzin. Sagt der Bauer, als Er sieht, daß Sie Junge hat muß ich noch einen kleinen Durchgang machen für die Jungen
Griss’de bleib xund & fit
R.E.
Vielen Dank für diese praxisnahe und für uns Imker relevante Studie.