Zur richtigen Zeit das Richtige tun

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In Kürze:

Ende August /Anfang September war es warm genug, eine gut wirksame Ameisensäurebehandlung durchzuführen. Laut Wetterprognose soll es (ab) Mitte September noch einmal sommerlich warm werden. Das gäbe erneut passende Gelegenheit für eine weitere Ameisensäurebehandlung. Bis dahin sollten Alt- und Jungvölker mit genügend Winterfutter versorgt sein.

Hinweise für die Wintertauffütterung

Welches Futter?

Für die weitere Volksentwicklung incl. Überwinterung ist es egal, ob die Völker mit Zuckerwasser, Sirup oder Futterteig aufgefüttert werden. Zuckerwasser und Sirup werden schneller abgenommen als Futterteig.

Während der Auffütterung wird Futter verbraucht. Unabhängig davon welches Futter gegeben wird  gilt als Faustformel: „1 kg Zucker (Trockensubstanz) ergibt 1 kg Winterfutter in den Waben“.

Der im Handel erhältliche Sirup hat einen Zuckergehalt von 75%. Bei seiner Verfütterung kann man davon ausgehen, dass aus 1 Liter Sirup 1 kg Winterfutter entsteht.

Keinen Honig füttern! Auch keinen eigenen Honig.

Futtermenge und Anzahl der Futtergaben

Die Anzahl der Futtergaben richtet sich nach der Größe des Futtergefäßes und nach der Wabenzahl der besetzten Beute.

  • 1-Zargen-Völker sitzen auf 10 Zanderwaben und erhalten weniger Futter als 2-Zargen-Völker (mit 20 Zanderwaben).
  • 1-Zargen-Völker sollten mit 12 kg Winterfutter (= 6 volle Futterwaben) in den Winter gehen. Die Fläche von 4 Waben wird im Herbst für Brut und Pollen gebraucht. Dort richtet das Volk auch seinen Wintersitz ein.
  • 2-Zargen-Völker sollten mit einem Vorrat von 16 kg (oder etwas mehr) in den Winter gehen.

1-Zargen-Völker erhalten ihr Winterfutter in 2-4 Portionen gegen Mitte September über einen Zeitraum von zwei Wochen. Als Futtergefäße sind geeignet Futtertaschen und Schüsseln, die mindestens 5 Liter fassen und in eine auf das Volk gesetzte Leerzarge gehängt bzw. gestellt werden. Das Volk wird mit einer Folie so abgedeckt, dass hinten (oder vorn) ein Spalt bleibt, durch den die Bienen in die Leerzarge und damit an das gereichte Futter gelangen können. Die Folie beugt Wildbau in der Leerzarge vor.

2-Zargen-Völkern kann das Winterfutter in einer Portion gegeben werden. Gut geeignet sind Stapelboxen. Sie sollten in eine Zanderzarge passen und können bis zu 20 Liter fassen.

Wann hat ein Volk genug Futter?

Der erfahrene Imker erkennt mit den Muskeln eines Armes, ob ein Volk schwer genug ist. Die Überprüfung des Gewichtes gelingt auch mit einer Kofferwaage. Man kann die Völker damit von hinten und von vorne wiegen und addiert die beiden Gewichtszahlen. Es genügt aber auch die Wägung von hinten und den so ermittelten Wert zu verdoppeln. Wenn die Völker in einer Einfachbeute (aus Weymouthskiefernholz, 10 Zanderwaben pro Zarge, mit Blechhaube) untergebracht sind, sollten  1-Zargen-Völker nach der Auffütterung etwa 28 kg wiegen und 2-Zargen-Völker 42 kg. Wem diese Richtwerte nicht genügen kann auch den Futtervorrat des leichtesten Volkes mit der „Achtelmethode“ genau erfassen und danach den Vorrat der schwereren Völker beurteilen. Beim Schätzen hat man auch wieder Gelegenheit, Bienen und Königin hautnah zu erleben.

Es klappt nicht immer auf Anhieb!

Futter wird nicht abgenommen!

Dann ist die Entfernung zwischen Bienensitz und Futtergefäß in der aufgesetzten Leerzarge zu groß.

Abhilfe durch „Spur legen“, ohne dass Futterlösung  in den Gitterboden tropft. Einen mit Futterlösung (Sirup oder Zuckerwasser) leicht angefeuchteten Lappen über den Rand des Futtergefäßes hängen.

Oder Futtergefäß näher an den Bienensitz bringen, z.B. Futtertasche (2 [!] Waben breit, aus Kunststoff [!]) an den Rand der von Bienen besetzten Zarge hängen. Zwei Waben müssen weichen. Sie werden während der Fütterung in der aufgesetzten Leerzarge untergebracht.

Damit die neben dem Bienensitz gehängte Futtertasche leichter gefunden wird, ein Ästchen in Sirup tauchen und als Brücke quer über die Rähmchen legen. Mit Folie abdecken und Innendeckel verkehrt auflegen.

Bienen dürfen nicht ersaufen!

Deshalb auf das Futter eine Schwimmhilfe (eine dichte Schicht von Gras, Korken, Kiefernzapfen, Zweigstücke) geben.

Bei Futtergefäßen mit senkrechten und glatten Innenwänden ist auch eine Aufstieghilfe notwendig (ein über eine Wand gehängter Lappen oder in den Behälter eingestelltes Zweiggestrüpp).

Fütterung soll keine Räuberei auslösen!

Nach der Futtergabe nimmt der Flugbetrieb zu, sobald das Futter entdeckt wird. Deshalb abends Futter reichen. Fluglöcher von schwachen Völkern klein halten.

Der nächste Newsletter erscheint gegen Ende September.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.