Zwei Fragen – eine Antwort

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In Kürze:

  • Wieviel Honig ist in den Honigräumen? Von „(sehr) wenig“ bis „(sehr) viel“.
  • Wie steht es um die Schwarmstimmung der Völker? Von „(sehr) wenig“ bis „(sehr) viel“.
  • Egal welche Antwort zutrifft: Nur reifen Honig ernten!
  • Weiterhin regelmäßige Schwarmkontrollen durchführen!
  • Es kann auch noch anders werden.

Es gibt Sätze, die sind immer gültig oder angebracht wie: „Die Honigbiene ist wie kein anderes Nutztier von ihrer Umwelt abhängig. Zur Umwelt gehören auch Witterung und Wetter.“ … und das Trachtangebot im Flugkreis. Es bestimmt, wie viel Nektar eingetragen wird. An Standorten mit „Rapsanschluss“ (auf dem Land) ist/war es in 2015 deutlich mehr als an Standorten ohne „Rapsanschluss“ (wie in der Stadt und in Regionen mit viel Wald und Grünland).

Der Raps ist verblüht oder am Verblühen. Er (und nicht nur er) hat während der relativ langen Blütezeit nicht durchgehend gehonigt. Das lag am Wetter. Wenn es warm war im Mai wurde viel eingetragen, wenn es kühl war wenig oder nichts. Und gar nichts, wenn es (auch) geregnet hat. Das gilt auch für die kommenden Tage.

In der dritten Maidekade sollen sich kühle und warme Tage ständig abwechseln. Wer Honig ernten will (oder muss, bevor er in den Waben auskristallisiert, wozu besonders der Rapshonig neigt,) sollte dies nach einem kühlen oder regnerischen Tag tun. Am besten am frühen Morgen, bevor frisch eingetragener Nektar in den Honigraum gelangt. Die Honigreife wird mit der „Spritzprobe“ überprüft. Diese wird an den Honigwaben vorgenommen, bei denen der höchste Wassergehalt zu erwarten ist. Das sind in der Regel (bei vollen Zentralwaben) die Randwaben. Wenn sie „spritzen“ unterbleibt die Honigernte. Diese Empfehlung gilt auch oder erst recht, wenn Zentralwaben noch (oder wieder) „spritzen“. Die Honigernte wird dann auf einen späteren Zeitpunkt (nach der nächsten Trachtpause) verschoben.

Wenn kein Honig „spritzt“, kann man sich bei der Honigernte (mit Besen) auf die Entnahme der zentralen Honigwaben beschränken und die Randwaben generell im bzw. auf dem Volk lassen (und in die Mitte rücken).

Was ist sonst am Bienenstand zu tun?

Außer der Honigernte im Mai und Juni immer wieder dasselbe:

  • Regelmäßige Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen.
  • Regelmäßiges Ausschneiden der im Baurahmen angelegten Drohnenbrut im Abstand von 21 Tagen.

Die Anfang/Mitte Mai gebildeten Brutableger werden 21 Tage nach ihrer Bildung mit Milchsäure eingesprüht.Mit den am Tag x gebildeten Sammelbrutablegern/Pflegevölkern wird nach Plan verfahren:

  • Am Tag x+9 Nachschaffungszellen brechen und Zuchtrahmen einhängen.
  • Am Tag x+(14-)19 werden die Königinzellen mit Begleitbienen verschult.
  • Am Tag x+21 werden die Pflegevölker in Begattungsvölkchen (= 1 „Bienenwabe“ [mit etwa 1000 Bienen besetzt] + 1 Futterwabe [wenn auf der Bienenwabe kein oder zu wenig Futter ist] + 1 Jungkönigin) aufgelöst und jede Bienenwabe beim Umhängen in ein Magazin bzw. in das Abteil eines „Vierbodens“ mit Milchsäure eingesprüht.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.