Doch keine Waldtracht?

Ameise pflegt Cinara piceae - Große schwarze Fichtenrindenlaus

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Der Mai war mit durchschnittlich rund 16,0 °C außergewöhnlich warm, „ähnlich warm wie der Mai des Jahres 1889, dem bisherigen Rekordhalter“. So ist es beim Deutschen Wetterdienst www.dwd.de zu lesen.

Bäume und Sträucher haben in 2018 stark geblüht und viele Früchte angesetzt, für viele Baumarten zeichnet sich ab, dass 2018 ein „Mastjahr“ wird. Kräftiges Grün ist überall zu bewundern und einen starken Fruchtanhang gibt es vielerorts bei Ahorn, Wildkirschen, Rosskastanien, Robinien, Linden, Fichten und Tannen, aber auch bei Sträuchern wie Holunder, Felsenbirnen und Brombeeren.  Und das trotz „Bienensterben“ und „Insektensterben“, an denen „Ökopopulisten“ und Medien unbeirrt festhalten, obwohl weder das  eine noch das andere belegt ist.

Das Blütenangebot ist reichlich, Blatt- und Rindenläuse scheint es weit verbreitet nur sehr wenige zu geben. Sie haben sich im außergewöhnlich warmen Mai während des rasant ablaufenden Austriebes von Bäumen und Sträuchern nur wenig oder gar nicht vermehrt.

Ein paar Honigtau spendende Schildläuse waren gegen Mitte Mai auf Fichten und Eichen zu finden. Auf der „Läusepirsch“ der „Ruhrstadtimker“ an Fronleichnam (31. Mai) waren nur wenige Exemplare zu entdecken. Sie waren bereits trocken.

Die Abfolge „kalter März, warmer April…“ reicht für das Zustandekommen einer Honigtautracht  nicht aus, es wären auch noch „Kälteeinbrüche im Mai (und Juni)“ notwendig gewesen.  Die „Eisheiligen“ sind ausgeblieben, die „Schafskälte“ soll auch ausfallen.

Cinara pilicornis – Rotbraune bepuderte Fichtenrindenlaus

Für das Honigen braucht es nicht nur viele Läuse oder viele Blüten. Diese müssen nicht nur „da sein“, sondern auch Honigtau produzieren oder Nektar spenden. Linden tun das nur, wenn sie „im Wasser stehen“. Das ist in 2018 nicht überall der Fall.

Was ist am Bienenstand zu tun?

Bis Ende Juni sind weiterhin regelmäßige Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen durchzuführen. Dabei steht noch einmal oder zweimal das Ausschneiden von Drohnenbrut an.

Die jungen Königinnen der zwischen Ende April und Mitte Mai gebildeten Ableger und Begattungsvölkchen haben ihren Hochzeitsflug gemacht und mit dem Eierlegen begonnen. Die erste Brut wird im Juni schlüpfen. Dann werden die Jungvölker wachsen. Auf ihre Futterversorgung achten!

Die Honigernte wird grundsätzlich nach Ende einer Massentracht durchgeführt. Bei der Terminierung wird auch die Wetterprognose beachtet. Am besten legt man sie in eine Schlechtwetterperiode oder an ihr Ende. So soll die nächste Regenperiode vom 7. bis zum 9. Juni dauern.

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Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.

14 Kommentare zu "Doch keine Waldtracht?"

  1. Sehr geehrter Herr Liebig,

    Starke Worte, mit denen Sie Ihre Meinung zum Thema Insektensterben kund tun. Da interessiert mich doch, was Sie gegen die Studie unter anderem aus Krefeld (journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809) einzuwenden haben. Bisher habe ich diese Studie (durch Fachjournalisten und andere) als sehr fundiert und differenziert beschrieben bekommen. Das Wort Ökopopulisten drängt sich mir in diesem Zusammenhang somit nicht auf. Da Sie es aber nun ins Spiel bringen, wäre ich sehr an Ihrer wissenschaftliche Begründung interessiert, warum die Studie ökopopulistisch oder zumindest kein Beleg für den Rückgang an Insektenbiomasse ist.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Peter Vitt

  2. Der Holunder hat heuer keine Läuse!Dann auch keine Waldtracht? (Anzeiger)

    Die Eisheiligen sind ausgefallen! Und die Scheinheilige sind noch da? Viel gefährlicher für Mensch&Tiere! MfG

  3. Sehr geehrter Herr Liebig, gerade als Anfänger mag und schätze ich Ihre Veröffentlichungen zum Thema Bienenhaltung sehr. Was mich irritiert, ist die Art und Weise wie Sie mit dem Thema Insektensterben und Andersdenkenden umgehen. Diffamierungen wie „Ökopopulisten“ halte ich für kein geeignetes Mittel für eine sachliche Auseinandersetzung. Wenn man den Begriff googelt, wird einem beim Anblick der Trefferliste ganz anders.. .

    Jetzt mag es sein, dass die Ursachen für den Rückgang von Insektenpopulationen nicht richtig oder unzureichend geklärt sind. Allerdings sind Ihre selektiven Beobachtungen (geht so wissenschaftlich?) ungeeignet den Gegenbeweis anzutreten oder gibt es aktuelle Untersuchungen, die nahelegen, dass in Feldflur, Wald und Wiese alles gut ist?

    Im Grunde wünsche ich mir, dass Sie richtig liegen, wohne aber selber neben einer Agrarwüste.

  4. Von: Gerhard Liebig, thank you for this post. Its very inspiring.

  5. Der Hype „Insektensterben“ wurde durch die „Krefelder Studie“ ausgelöst, die im Laufe der Berichterstattung immer größere Ausmaße angenommen hat. Es macht Eindruck, wenn es heißt, dass „über einen Zeitraum von 27 Jahren in 63 Schutzgebieten flugfähige Insekten in Fallen gefangen“ und „dabei ein Rückgang der Biomasse um 76% festgestellt wurde“. Welche Vorstellung wird mit dieser Aussage vermittelt? In 63 Schutzgebieten wurden 27 Jahre lang Jahr für Jahr Insekten gefangen? Tatsächlich waren es im Zeitraum 1989-2016 (=27 Jahre) nur 1-23 „locations“, die Anzahl 23 wurden einmal (2014) erreicht, in den anderen Jahren waren es 1-8 und im Durchschnitt (ohne 2014)waren es 3 pro Jahr. 33 „locations“ wurden mehr als einmal beprobt. In 2013 wurde in der Erstveröffentlichung der an einem Standort mit 2 Fallen (= 2 „locations“) von Mai bis Oktober durchgehend und wöchentlich ermittelte Insektenfang von 1989 mit dem von 2013 verglichen. In 1989 wurden etwa 2,5 kg „Abtropfmasse“ geerntet, in 2013 waren es etwa 0,5 kg. (Es wurde nicht erwähnt, dass der Winter 2012/13 strenger war als der Winter 1988/89.) Mit den beiden Zahlenwerten wurde durch Inter- und Extrapolation ein „potenziell möglicher Trend“ über einer Zeitachse von 1960 bis 2040 dargestellt. Die Grundlage für den Hype war gelegt. Er begann im Januar 2016 nach einer Anhörung im Umweltausschuss des Bundestages. Inzwischen stuft die Bundesregierung den Rückgang der Insekten in Deutschland als dramatisch ein. Heute kündigt Umweltministerin Schulze ein Sofortprogramm an. Die gestrige Zeitungsmeldung trägt die Überschrift „Vergiftet, verdrängt, verschollen“.
    Gerhard Liebig

  6. Sehr geehrter Herr Liebig,
    Vielen Dank für die aufschlussreiche Stellungnahme. Da fühle ich mich schon recht vera****scht. Mit solcher Polemikmache ist niemandem geholfen, weder Bienen noch Insekten. Ein achtsamer Umgang ist sicher das Gebot der Stunde. All diese Untergangszenarien bewirken das pure Gegenteil. Wir haben eine wunderbare Schöpfung zu bewahren. Es ist nicht alles verloren und haben noch mehr als vier Jahre zu leben!
    Peter Falk, St. Gallen

  7. Insektensterben!? Und nun H.Vitt& Marc jetzt bringt Ihr eure Zahlen & Argumente?
    Dr.LIEBIG hat Sie. Wenn ich in der Bienenpfl.6/18 S.301 lese das Einstein Zitat.Das vom LvWi geförderte Büchlein „Mein Opa ist Imker“.Präsident H.Kinkel! da hörts auf. Meinen Kindern & Enkeln erzähl ich keine Unwarheiten. MfG

  8. Michael Zier, Sturmikerei | 11. Juni 2018 um 21:54 Uhr | Antworten

    Sehr geehrter Herr Liebig,
    Das mit den Insekten lasse ich gerade noch zähneknirschend gelten. Komisch finde ich nur, wenn auf Grund der verbesserten Aerodynamik der Windschutzscheiben moderner Autos nur mehr sehr wenige Schwalben anzutreffen sind. Beinahe selbsterklärend sind diese Tiere Insektenfresser, denen offensichtlich ihre Ernährungsgrundlage versiegt. Ich bin noch nicht so alt wie Sie, aber als ich ein Bub war (ca. 1985) säumten ca.100 Schwalbennester unsere Wirtschaftsgebäude. Heute sind es bestenfalls fünf…
    Ich verbleibe enttäuscht aber mit freundlichen Grüßen

    • H.Zier Wissen Sie auch denn Unterschied zwischen Mehl-& Rauchschwalbe? Mehlschwalben die bauen ihre Nester aussen unter den Dächern.Jetzt ist eine grosse Schüssel drann. Rauchschwalben bauen innen im Kuhstall! Scheunentor ist zu. Rolltor drann für ein zwei Autos ,oder Wohnung. Wo sind in den Dörfern denn die Kuhställe weg & wo gibt’s noch Baustoff? Nur bei BAUHAUS? / für Vögel? KEINE Misthaufen in den Dörfern weg! DIE haben sich aus den Dörfern gemacht,die Schwalben vielleicht nach drüben? Keine Angst Sie gibt’s noch.MfG

      • Michael Zier, Sturmimkerei | 13. Juni 2018 um 19:02 Uhr | Antworten

        Diese Antwort verstehe ich nicht!?
        Es dürfte wohl klar sein, dass ich ein Bauernbub war/bin. Als solcher fühle ich im Stande die Unterschiede zwischen Mehl-& Rauchschwalben zu erkennen. Zweitere sind trotz geöffneter Scheuenentore seit einigen Jahren leider nicht mehr anzutreffen. Diese Tiere bauen ihre Nester übrigens nicht aus Mist! Sie sind bei der Auswahl der Baustoffe höchst selektiv.
        LG

        • H.Zier Frage war, kennen Sie den Unterschied.Wo steht R.-Sch walben bauen mit Mist. Richtig lesen! Wenn KEINE MISTHAUFEN in den Dörfern sind gibst doch weniger Müken,für Auf -Zucht, Die Höfe sind doch aus den Dörfern mit den Tiern & Bauern* Und wenn die STÄLLE leer sind brüten/bauen R-Schwalben dort nicht meshr.Sie gibt’s noch die Schwalben/. Auch das EINSTEIN ZITAT KEINE BIENEN MEHR &In 4 JAHREN IST ENDE DER WEILT. So viele Bienen Völker wurden noch nie gehalten & Honig gibst pro Volk doch mehr als früher.MfG

          • Michael Zier, Sturmimkerei | 15. Juni 2018 um 20:23 Uhr |

            Entschuldigen Sie bitte vielmals, sollte ich sie falsch verstanden haben. Ich las Zitat:“Wo sind in den Dörfern denn die Kuhställe weg & wo gibt’s noch Baustoff? Nur bei BAUHAUS?“. Im Grunde genommen sind wir uns ja einig dass, das Fernbleiben der Schwalben sehr wohl etwas mit dem Rückgang der Insektenpopulation zu tun haben wird. Einzig über die Ursachen sind wir unterschiedlicher Meinung.
            Ich weiss jetzt nicht genau was dieses Thema mit der Honigleistung der jetzigen Bienen zu tun hat aber erlauben Sie mir kurz daruf einzugehen. Diese Honigleistung entsteht meiner Meinung nach nur durch 1. Jahrzente lange, erfolgreiche züchterische Bearbeitung der Biene, 2. vorhandene Tracht, 3. eine sinnvolle Betriebsweise.
            Ich arbeite mit einer bestens angepassten Biene. Für die Tracht sorge ich mit einigen Hektarn Blühflächen selbst (ich imkere in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Agrarwüste). Meine Betiebsweise ist eine mit anbepasstem Brutraum (ähnlich Dadant).
            LG

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