Aufgepasst! Mai beginnt warm nach kühlem April

Kippkontrolle zur Schwarmverhinderung.

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In Kürze:
An seinem letzten Tag zeigt der April noch einmal, dass er auch warm kann. Der Mai übernimmt  „warm“ und wird dafür sorgen, dass die Pflanzenwelt wieder Geschwindigkeit aufnimmt. Das „Große Blühen“ sollte vor seinem Ende den Eintrag von viel Nektar und Pollen möglich machen.
Das könnte Schwarmstimmung auslösen.
Deshalb sind ab sofort regelmäßige Schwarmkontrollen sinnvoll.
Die Zeit der Völkervermehrung beginnt.

Der April war in der ersten Dekade frühlingshaft mild, in der zweiten und dritten Dekade anhaltend kühl. Tagsüber kletterte das Thermometer nur ab und zu über 10° C, an warmen Standorten und sonnigen Tagen häufiger und länger als an kühlen Standorten. Diese Unterschiede machen sich über den Polleneintrag in der Volksentwicklung bemerkbar!
An kalten Standorten war es nachts häufig frostig kalt. Darunter hat besonders die Obstblüte gelitten.

Während dieses Aprilwetters entwickelte sich die Pflanzenwelt nur langsam weiter. Der Raps hatte vielerorts Anfang April zu blühen begonnen und stand dennoch Ende April noch nicht in der Hochblüte. Die Rapsblüte wird noch bis Mitte Mai dauern. Auch der Löwenzahn und andere weniger auffällig blühende Pflanzen werden länger blühen als gewöhnlich.

Vor und nach Mitte April ist in den Völkern viel Brut geschlüpft. Für die Unterhaltung eines großen Brutnestes konnte im kühlen April vielerorts nicht genug Pollen eingetragen werden. Das führte zu einem „Brutknick“, dem im Mai ein „Bienenknick“ folgen wird.

Dann kann bei gutem Pollen- und Nektareintrag (dennoch oder deswegen) Schwarmstimmung auftreten. Deshalb sind ab sofort Schwarmkontrollen in Form von Kippkontrollen im Abstand von 7 Tagen durchzuführen! Wenn die Kippkontrolle zum Befund „in Schwarmstimmung“ führt, muss das betreffende Volk „durchgeschüttelt“ und alle Schwarmzellen zerstört werden.

Die Kippkontrollen werden auch zur Drohnenbrutentnahme genutzt. In der Regel dauert es 21 Tage, bis ein Baurahmen mit verdeckelter Drohnenbrut gefüllt ist. Diese Drohnenbrutwabe wird entnommen und gegen einen leeren Baurahmen getauscht oder ausgeschnitten.

Bei Schwarmstimmung wird der Baurahmen nicht ausgebaut!

Ableger bilden
Mit dem Schröpfen von „Brutbrettern“ (mit viel verdeckelter Brut) und ihren ansitzenden Bienen (und ohne Königin!) kann dem Schwarmtrieb begegnet werden. 1 Brutbrett + 1 Futterwabe + 1 Mittelwand = 1 Brutableger. Auf dem Brutbrett sollte auch etwas jüngste Brut zum Nachschaffen sein. Bei schwachem Bienenbesatz des Brutbrettes werden die Bienen von einer zweiten (Brut-)Wabe (ohne Königin!) dazu geschüttelt. An die Stelle des entnommenen Brutbrettes kommt eine Mittelwand. Der Brutableger wird außerhalb des Flugkreises mit kleinem Flugloch aufgestellt.

Wer viele Völker hat (mehr als 6) bildet einen Sammelbrutableger und startet mit ihm die „Völkervermehrung in vier Schritten“ mit integrierter Königinnenaufzucht.

Die im Mai am Bienenstand anfallende Arbeit in Kürze

  • Regelmäßige Schwarmkontrollen im Abstand von 7 Tagen.
  • Regelmäßiges Ausschneiden der im Baurahmen angelegten Drohnenbrut im Abstand von 21 Tagen.
  • Die Anfang/Mitte Mai gebildeten Brutableger werden 21 Tage nach ihrer Bildung mit Milchsäure oder Oxalsäure eingesprüht.

Mit den am Tag x gebildeten Sammelbrutablegern/Pflegevölkern wird nach Plan verfahren:

  • Am Tag x+9 Nachschaffungszellen brechen, auf 20 Waben erweitern und Zuchtrahmen einhängen.
  • Am Tag x+(14-)19 werden die Königinzellen mit Begleitbienen verschult.
  • Am Tag x+21 werden die Pflegevölker in Begattungsvölkchen (= 1 „Bienenwabe“ [mit mindestens tausend Bienen besetzt] + 1 Futterwabe  + 1 Jungkönigin) aufgelöst und jede Bienenwabe beim Umhängen in ein Magazin bzw. in das Abteil eines „Viererbodens“ mit Milchsäure oder Oxalsäure eingesprüht.

Das Standprotokoll der Völkerkontrolle am „Schrebergarten“ vom 18. April 2017

Standprotokoll vom April im Schrebergarten.

Am Schrebergarten ist die nächste Völkerkontrolle am 30. April vorgesehen. Dann wird auch wieder der Flugbetrieb erfasst.

Monatsbetrachtungen Mai zum Download:

 

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.

3 Kommentare zu "Aufgepasst! Mai beginnt warm nach kühlem April"

  1. Sehr geehrter Herr Liebig,
    ich bin begeistert von Ihren Veröffentlichungen. Bitte registrieren Sie meine EMail-Adresse auf immelieb.de
    Vielen Dank und freundliche Grüße aus Boppard

    Helmut Gras

  2. Es ist sehr lernreich bitte registriren sie meine E-mail adresse auf immelieb.de
    Vielen Dank und freundliche Grüße aus Tirol..

  3. Tobias Weißflog | 5. Mai 2017 um 21:07 Uhr | Antworten

    Danke für die sehr lehreichen Monatsbetrachtungen und die Videos

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